Rezension zu
Stand by me
Distribution in Deutschland Sony Pictures Entertainment
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- Darsteller: Corey Feldman, Jerry O’Connell, Richard Dreyfuss, Kiefer Sutherland, Wil Wheaton
- Regisseur(e): Rob Reiner
- Komponist: Jack Nitzsche
- Format: Dolby, HiFi Sound, PAL, Special Edition
- Sprache: Italienisch (Mono), Deutsch (Mono), Englisch (Mono), Französisch (Mono), Spanisch (Mono)
- Untertitel: Englisch, Französisch, Deutsch, Tschechisch, Ungarisch, Hebräisch, Türkisch, Arabisch, Schwedisch, Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Norwegisch, Isländisch, Portugiesisch, Griechisch, Spanisch, Italienisch, Bulgarisch
- Region: Region 2
- Bildseitenformat: 16:9 – 1.85:1
- Anzahl Disks: 1
- FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
- Studio: Sony Pictures Home Entertainment
- Erscheinungstermin: 5. Dezember 2000
- Produktionsjahr: 1986
- Spieldauer: 85 Minuten
Stand By Me (auch bekannt als Das Geheimnis eines Sommers) ist ein amerikanischer Spielfilm aus dem Jahre 1986 nach der Vorlage von Stephen King. Eingebettet in eine Rückblende schildert dieser Film den Sommer des Jahres 1959, als vier Freunde die letzte gemeinsame Zeit miteinander verbringen, bevor sie auf die Highschool wechseln. Als ein anderer Junge vermisst wird, der von einem Zug überfahren worden sein soll, begeben sie sich auf die Suche nach ihm.
Hinweis : Der nachfolgende Text erhält so einige Spoiler.
Stand By Me war die erste Verfilmung einer Geschichte von King, die ohne Horror-Elemente auskam, sondern ihr Hauptgewicht auf die Schilderung der Beziehung der Jungen setzt; Stimmungen und Atmosphären schildert. Witzig, spannend und berührend zeigt der Film Kinder in einer Situation, in der sich ihr Leben für immer ändert, auch was die Beziehung Beziehung der Freunde unter einander angeht. Insofern verfügt der Film über ein hohes Identifikationspotential.
Der Filmtitel leitet sich von dem Song „Stand By Me“ ab, den Ben E. King 1961 sang. Der Song war auch das Titellied und kam im Zuge des Erfolgs des Films als Wiederveröffentlichung erneut in die Charts.
Rezension
Gleich vorweg sei gesagt : eine der besten und einfühlsamsten King Verfilmungen bisher.
Regisseur Rob Reiner hat es zur damaligen Zeit (1986) als erster verstanden, sich wirklich und wahrhaftig mit dem teilweise doch recht komplexen Subtext, der einige der besten King-Romane oder -Geschichten ausmacht, auseinander zu setzen. Manche Figuren und Charakterzeichnungen mögen auf den ersten Blick etwas klischeehaft und belanglos wirken, gewinnen im Handlungsverlauf aber immer mehr an Tiefe sowie die eigentliche Geschichte immer mehr an Spannung. Eindeutig ( und von King selbst auch bestätigt ) autobiographisch gezeichnet, wäre es auch sehr ungerecht und respektlos, die auf real existierenden oder ehemals lebenden Personen basierenden Charaktere einfach als 08/15 – Figuren abzutun. Es sind Menschen ( in diesem Fall Kinder ) wie du und ich ( sie mal waren ), die uns hier begegnen und in denen wir uns selbst, oder aber einen Menschen den wir kennen oder dem wir schon mal begegnet sind, wiedergespiegelt sehen.
Das Zeitcolorit des Filmes ist ebenfalls sehr gut getroffen; die ( fiktive ) Stadt Castle Rock der ausgehenden 50er Jahre sehr gut eingefangen worden. Die Figuren werden durch die vier hervorragenden Hauptdarsteller, dirigiert durch ihren einfühlsamen Regisseur, glaubhaft und natürlich verkörpert und in Szene gesetzt. Besonders sticht hier der damals 12 jährige und leider bereits mit 23 Jahren viel zu früh verstorbene River Phoenix hervor. Selten zuvor wurde eine Kinderfigur so authentisch und sensibel in einem Film gezeigt, der auch ( gerade ) an eine jüngere Zielgruppe gerichtet ist. In Kings Kurznovelle ist der von ihm dargestellte Chris die eigentliche Hauptfigur, die durch die Augen von dem in der Verfilmung zur Hautperson mutierten Gordie, dem Erzähler der Geschichte ( und somit auch King selbst ), gesehen wird. Und trotz der Schwerpunktverlagerung auf eine andere Person und ihre Stilisierung zum Helden der Geschichte tritt dies, welches zum Großteil auch Phoenix Talent und Schauspielkunst zu verdanken ist, in jeder Szene deutlich hervor. Diese kleine Veränderung tut der Story jedoch keinen Abbruch, hätte in geschriebener Form allerdings nicht funktionieren können, da der Erzähler ( King ) sich so doch all zu heroisch und selbstgefällig dargestellt hätte. Hier macht sich nun der doch oftmals diskutierte aber immer ins Lehre laufende Vergleich Roman/Verfilmung ( oder Adaption ) deutlich : was in gedruckter Form funktioniert muss noch lange nicht im Film funktionieren und umgekehrt. Wie sagte King in einem Interview „Stand By Me“ betreffend so überaus schlicht und anschaulich : „Bücher und Filme sind wie Äpfel und Orangen; beide schmecken sehr gut, haben aber ihren individuellen Eigengeschmack.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Das Buch, bzw. in diesem Fall die Kurznovelle „Die Leiche – The Body“ aus dem 4 Novellen umfassenden Band „Frühling, Sommer, Herbst und Tod ( „Different Seasons“ ) ist in vielerlei Fällen jedoch 1:1 und mit sehr viel Dialog- und Fingerspitzengefühl adaptiert worden. Die Insidersprache und die scheinbar belanglosen Dialoge der Protagonisten sind so wichtig, um sich im King’schen Universum wirklich erst einmal behaglich und „zu Hause“ zu fühlen; Rückblenden und Traumsequenzen ( Gordies verstorbenen Bruder betreffend ); kleine Nebenhandlungen ( „Kotz-o-rama“ !!! ); anekdotenhafte Sequenzen ( Schrottplatz – Szene ) – diese alle in vielen Romanen und Erzählungen immer wieder auftauchenden kleinen Wendungen und Unterbrechungen, die sowohl dem Spannungsaufbau als auch dem „erst – einmal – behaglich – fühlen – des – Lesers – bevor – dann – das – Monster – die – Szenerie – betritt – und – alles – dem – Erdboden – gleichmacht“ dient, sind, wie wir aus diesem Werk nun erfahren, für eine gelungene King – Verfilmung einfach unerlässlich. Was hier jedoch amüsant und als Hingucker funktioniert, wirkt, gerade in längeren Romanen Kings, schon oftmals ein wenig überladen. Für die Form einer Kurznovelle und der dazugehörigen knapp 90 minütigen Verfilmung erweist sich diese für King nun mal typische Erzählform als geradezu ideal. Es dürfte natürlich eine wesentlich dankbarere Aufgabe sein, eine Kurzgeschichte/Novelle für die Leinwand zu adaptieren, als solche Wälzer biblischen Ausmaßes wie z. Bsp. „The Stand“ oder „Es“ ( vom „Dunklen Turm“ – Zyklus ganz zu schweigen ). In diesem Fall hat es jedenfalls herausragend funktioniert.
Eine kleine Änderung ist jedoch schon zu bedauern. Warum holt sich Gordie den Blutegel, der sich an seinen Hoden festgesetzt hat, selbst aus seiner Unterhose und überlässt es nicht, wie in der Novelle seinem Freund Chris dies zu tun ? Im Roman wird dadurch sowohl die Sensibilität der Figur Gordies und der Mut und die Entschlossenheit Chris, als auch die Intimität ihrer Freundschaft sehr deutlich. ( Musste aber eventuell deshalb geändert werden um diese Eigenschaft auf den „Helden“ Gordie zu übertragen ).
Rätselhaft bleibt auch, warum in der deutschen Synchronfassung Kiefer Sutherlands Figur „King“ und nicht wie im Roman und in der amerikanischen Originalversion „Ace Merrill“ heißt. Dieser Name hat im king’schen Universum nun mal eine doch weitreichendere Bedeutung. Ace begegnet uns nämlich in so mancher in und um Castle Rock spielenden Geschichte wieder. Er sitzt in „Pin Up ( „Rita Hayworth & Shawshank Redemption“ ) ( verfilmt von Frank Darabont als „Die Verurteilten“ ( „Shawshank Redemption“) nämlich für vier Jahre in besagtem Gefängnis, legt sich in der Kurzgeschichte „Nona“ mit einigen Jugendlichen an und wird in „In einer kleinen Stadt“ ( „Needfull Things“ -Roman und Filmtitel ) letztendlich zum Handlanger des Teufels persönlich, der in Castle Rock alias Leland Gaunt die dortigen Bewohner gegeneinander ausspielt, welches letztendlich den Untergang der gesamten Stadt zu Folge hat. Es wäre schön gewesen, wenn auch der deutsche Zuschauer in den Genuss hätte kommen können, durch die korrekte Namensnennung Querverweise zu erkennen. Die Namensänderung wird wohl ewig ein Geheimnis des Synchronautors bleiben, der es sich auch nicht nehmen lies, sämtliche Amerikanismen wie z. Bsp. „High School“ ( Oberschule ) einzudeutschen, was wohl in den 80er Jahren der Verständlichkeit unter den jugendlichen Zuschauern zuträglich sein sollte; damals waren all diese amerikanischen Bezeichnungen halt noch nicht so selbstverständlich wie heute. Leider oder Gott-sei-dank mag an dieser Stelle jeder selbst beurteilen. Im großen und Ganzen wurde der Film aber schon originalgetreu synchronisiert, wollen wir das hier mal nicht zu engstirnig beurteilen.
Der Film wurde damals, gerade in den Staaten, ein großer Erfolg. Auch wenn der Name Stephen King weder auf dem Plakat noch in der Kinowerbung hervorgehoben wurde. ( Was bei den augenscheinlichen Non-Horror-Verfilmungen von King immer wieder vorkommt : „Misery; The Green Mile; Die Verurteilten; Dolores“. ) Er wurde zum Sprungbrett für den Regisseur und die fünf Hauptdarsteller ( ich zähle hier Kiefer Sutherland mit dazu ). Um einige ist es mittlerweile wieder etwas ruhiger geworden.
Einen etwas bitteren Nachgeschmack erhält der Film durch den Überblend – Effekt gegen Ende, in dem Chris, unter der Beschreibung des Erzählers das Chris Jahre später bei einer Messerstecherei die er zu schlichten gedachte, getötet wurde, völlig aus dem Bild verschwindet. Der Tatsache zufolge das der Darsteller des Chris, River Phoenix, knapp 9 Jahre nach Entstehung von „Stand By Me“ selbst unter unglücklichen Umständen zu Tode kam, lässt selbst Regisseur Rob Reiner heute noch heute einen kalten Schauer über seinen Rücken jagen. Und in Anbetracht des Talents und der Sensibilität seiner Darstellung stimmt dieser Umstand natürlich andererseits auch tieftraurig.
Fest steht jedenfalls, Reiner hat einen von wenigen wirklichen Filmklassikern geschaffen die auf einer Idee oder einer Geschichte Stephen Kings basieren. Und nicht nur das. Er erwies aufgrund des Erfolges des Filmes Stephen King seine ganz persönliche Referenz. Er benannte seine Produktionsfirma ab seinem nächsten Projekt „Harry & Sally“ ( „When Harry Met Sally…“ ) nach der Kleinstadt, die so viele King Fans in ihr Herz geschlossen hatten : er nannte sie „Castle Rock Entertainment“. Leider ist sie heute nicht mehr in seinem Besitz sondern ist mittlerweile dem „Time – Warner“ Konzern anheim gefallen. Trotzdem hat diese Filmfirma uns im Laufe der Jahre so manche spannende Stephen King – Verfilmung ( zuletzt „Dreamcatcher“ ) beschert, und wird es hoffentlich im Laufe der nächsten Jahre auch weiterhin tun.
Was Regisseur Rob Reiner angeht, so beschenkte er uns Jahre später noch mit einem weiteren (Oscar prämierten) King – Filmklassiker : „Misery“. Aber wie heißt es bei Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ doch so schön : „Dieses ist eine andere Geschichte… und soll ein andermal erzählt werden…“
Übrigens soll King während der Erstaufführung von „Stand By Me“ Tränen in den Augen gehabt haben. Es steckt wohl mehr Emotionalität und autobiographisches Material in dieser Geschichte, als wir es im Detail jemals erfahren werden.
Copyright der Rezension by Stephan Peter Heuer (Zuckeronkel) für www.stephen-king.de
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