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Rezension zu Der Musterschüler [DVD]

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Rezension zu

Der Musterschüler

Distribution in Deutschland Sony Pictures
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Der Musterschüler ist ein Film von Regisseur Bryan Singer, gedreht im Jahr 1998 in den USA, nach einer Novelle von Stephen King, die von der krankhaften Freundschaft zwischen einem Teenager und einem flüchtigen Nazi-Kriegsverbrecher handelt.

Handlung:

In Los Angeles enttarnt Todd Bowden, ein Teenager mit fundierten Kenntnissen in deutscher Geschichte, einen Ex-SS-Mann und KZ-Aufseher, der ein zurückgezogenes Leben als angeblich ukrainischer Einwanderer führt. Er droht, Kurt Dussander, der jetzt unter dem Namen Arthur Denker lebt, an die Polizei zu liefern, sofern dieser nicht detailliert seine grausamen Taten in den Konzentrationslagern verrät. Mit diesen Geschichten will Todd seine eigenen unterschwelligen Macht- und Gewaltphantasien befriedigen; er erleidet davon jedoch Alpträume und Visionen, in denen er sich selbst als Opfer in einer Gaskammer sieht. Gleichzeitig findet er Geschmack an faschistoiden Machtgebaren; so besorgt er eine SS-Uniform und zwingt den alten Mann, mit dieser Uniform vor ihm zu exerzieren.

Im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen Todd und Art Denker eine komplizierte Beziehung wechselseitiger Macht- und Schamgefühle. Todd will zeitweise „abspringen“, aber Denker erklärt ihm, dass es jetzt kein Zurück mehr gebe; wer einen Naziverbrecher decke, stehe genauso in der öffentlichen Verachtung wie derjenige, der die Tat selbst begangen hat.

Auch bringt ihm Denker bei, dass Todd noch nicht das „Zeug“ zu einem SS-Mann habe. Hierzu gehöre die Lust am Töten von Menschen, welche die absolute Machtdarstellung sei. Auf diese Weise motiviert Denker den Teenager dazu, einen Obdachlosen zu erschlagen. Zuvor fanden sowohl Denker als auch Todd heimliches Vergnügen an Tierquälerei.

Die „Freundschaft“ endet, als Denker mit einem Herzinfarkt in Krankenhaus eingeliefert wird, wo sein Bettnachbar, ein KZ-Überlebender, sein Gesicht erkennt. Denker begeht daraufhin Selbstmord. Im nachfolgenden Medienrummel wird vom FBI auch gegen Todd ermittelt, aber da er „von allem nichts gewusst“ hat, kommt er ungeschoren davon. Fortan gilt er als „unschuldig“ und führt mit seinem dunklen Geheimnis – wie zuvor Dussander – eine bürgerliche Existenz.

Rezension:

Die Verfilmung von Stephen Kings Novelle Der Musterschüler ist insgesamt sicherlich gelungen. Mit Ian McKellen in der Hauptrolle und einem souverän auftretenden Brad Renfro als Todd Bowden waren ohnehin bereits die Weichen für eine aussichtsreiche Umsetzung gestellt. Natürlich muss man sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass kein Deutscher für die Rolle eines Deutschen gewählt wurde, aber das und Ähnliches ist man aus Hollywood ja leidlich gewöhnt.

Der Film hält sich größtenteils an die literarische Vorlage (siehe aber auch hier) und überzeugt mich in einem Punkt sogar noch mehr: Dass Kurt Dussander und Todd nicht zu Massenmördern werden, sondern gemeinsam „nur“ einen einzigen Landstreicher töten, ist die bessere Alternative. Ganz besonders stark finde ich den kurzen Auftritt von Morris Heisel (im Film Benjamin Krämer genannt) – als er seinen ehemaligen Peiniger erkennt, kann man als Zuschauer voll mitleiden. Die schnellen Schnittfolgen am Ende, als Todds Lehrer Edward French ihn konfrontiert und Dussander von Sam Weiskopf und Dan Richler überführt wird, ziehen die Spannungsschraube gekonnt an. Doch dann – und man mag es einfach nicht glauben, war die Verfilmung bis dahin doch recht konsequent – kommt der feige Rückzieher.

Es hatte sich schon bei der Szene mit der Katze angedeutet: Dass diese im Film entkommt, als Dussander sie in den Ofen stecken will, während sie in der Novelle qualvoll verbrennt, ist ein nervtötend typisches Eingeständnis der Filmindustrie an die Erwartungen des amerikanischen Publikums. Ich bin kein Tierquäler, mag aber dieses halbseidene Getue nicht: Warum hat man die Szene nicht ganz weggelassen? So wirkt Dussander eher dilettantisch und gebrechlich als bedrohlich. Der Film wagt es aber vor allen Dingen und meines Erachtens unverzeihlicherweise nicht, den „All American boy“ Todd Bowden als das darzustellen, was er in der Novelle ist: ein psychopathischer Mistkerl, der dem Nazi-Kriegsverbrecher Dussander an Widerwärtigkeit nicht viel nachsteht. Kings Todd wird unter dem Eindruck der von Dussander geschilderten Gräuel zum Serienmörder, tötet seinen ehemaligen Lehrer French und wird – zumindest angedeutet – am Ende zum Amokläufer außer Rand und Band. Im Film aber darf er am Ende ein unbescholtenes Leben führen. Einem amerikanischen Jungen darf man in Hollywood kein Haar krümmen, egal wie abscheulich er ist, und das nimmt dem Film den Reiz.

Fazit:

Schauspielerisch und dramaturgisch beachtliche Umsetzung einer der kontroversesten Geschichten Kings, die jedoch leider vor der Kompromisslosigkeit des Kingschen Werks zurückscheut.

Unterschiede zur Novelle

Die Verfilmung hält sich bis auf die letzten Minuten recht genau an die Kingsche Vorlage. Folgende Unterschiede sind dennoch auszumachen:

In der Novelle, aber nicht im Film

Im Film, aber nicht in der Novelle

Kleinere Abweichungen

  • Morris Heisel heißt im Film Benjamin Krämer
  • Richler bekommt den Vornamen Dan
  • Sam Weiskopf ist als Dr. Weiskopf bekannt
  • Norma French ist nicht mehr Edwards Tochter; im Film hat er einen Sohn

Copyright der Rezension by Croaton für www.kingwiki.de

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