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Rezension zu Stephen King’s Dreamcatcher [Kinofilm]

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Rezension zu

Stephen King’s

Dreamcatcher

 

Regie: Lawrence Kasdan

Drehbuch: William Goldman & Lawrence Kasdan

Kamera: John Seale

Musik: James Newton Howard

Darsteller:
Morgan Freeman (Colonel Curtiz)
Thomas Jane (Dr. Henry Devlin)
Jason Lee (Beaver)
Damian Lewis (Jonesy)
Timothy Olyphant (Pete)
Tom Sizmore (Owen Underhill)
Donnie Wahlberg (Duddits)
u.v.a.

Als vier Freunde wie jedes Jahr im Herbst zu ihrem gemeinsamen Jagdausflug in die Wälder von Maine aufbrechen, ahnen sie noch nicht, das nach ihrem Trip in die Wälder nichts mehr so sein wird wie vorher…Kurz nachdem sie in ihrer Jagdhütte angekommen sind, läuft ihnen Richard McCarthy über den Weg, ein Jäger, der vor zwei Tagen von seinem Weg abgekommen ist und nun ziellos durch die Gegend irrt. Alles an Richard ist merkwürdig. Er wirkt eigenartig verwirrt, benimmt sich wie ein Kind und leidet unter qualvollen Schmerzen. Richard scheint schwer krank zu sein. Doch es kommt noch viel schlimmer…

Hinweis : Der nachfolgende Text enthält so einige Spoiler .

 

Ergänzung

„Seltsam, aber so steht es geschrieben…“ sage ich nur dazu. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob diese Leute, die so einen Werbetext bzw. eine Inhaltsangabe schreiben, wirklich mit dem Film oder noch wichtiger mit dem Stoff vertraut sind über den sie da etwas verfassen sollen (von den Formulierungen und Wiederholungen ganz zu schweigen !!!).

Denn mit diesem Text wird eigentlich nur die Ausgangssituation (des Romans wohlgemerkt – keinesfalls die des Films), nicht aber der eigentliche Inhalt des Werkes wiedergegeben.

Rezension

In dieser Verfilmung eines der jüngeren Bücher von King (deutsch : „Duddits“) geht es nämlich doch schon um weit mehr als die unheimliche Exposition der Horrorgeschichte.

Das Buch sowie der Film stellen nun mal so eine Art „Best of…“ King’scher Themen dar.

Da wären zum einen die in der gemeinsamen Kindheit fußenden Freundschaft einiger Jungs bzw. Männer ( „The Body/Stand By Me“), das Zusammenschweißen durch eine extreme Kindheitserfahrung und eines damit einhergehenden besonderen Menschen ( „Es“ ), die Konfrontation aller Protagonisten mit dem Übernatürlichen (welches eigentlich bis auf wenige Ausnahmen wie z. Bsp. „Cujo“, „Sie/Misery“ sowie einiger Kurzgeschichten so ziemlich alle Werke Kings durchzieht), in der Kindheit stattfindende „natürliche Konfrontation“ mit dem Bösen (Jugendbande wie z. Bsp. in „Manchmal kommen sie wieder“), und einigen anderen King – typischen Begebenheiten. Sein manchmal doch recht schwarzer und subversiver Humor („Kackwiesel“) kommt ebenso wenig zu kurz wie die sehr prägnanten Insidersprüche („SSDD“/“Kein Prall – kein Spiel“) und –Gags („Lutsch mir die Kimme !“) Dies sind, genau so wie das eigentlich schamlose nennen diverser Markennamen und Songtitel in vielen von Kings Romanen und Geschichten die Dinge, die uns selber in unserem alltäglichen Leben umgeben und mit den wir umgehen, die den Eintritt des sowohl rationalen als auch gerade dem irrationalen Grauen, welches im allgemeinen den Figuren von King ( und damit auch uns wiederfährt ), so erschreckend real machen.

Da der versierte Regisseur und Drehbuchautor Lawrence Kasdan („Das Imperium schlägt zurück“ / „Jäger des verlorenen Schatzes“) und sein Co–Drehbuchautor William Goldman („Misery“) dies augenscheinlich begriffen haben sind die Grundstimmung und die Ausgangskonstellation der Geschichte erst einmal sehr gut getroffen.

Es bleiben dadurch natürlich bei all denjenigen Zuschauern, die den Roman nicht gelesen haben viele Fragen offen. Viele Dinge werden bloß angedeutet ( für die Länge des Filmes natürlich wiederum verständlich). Für den King–Fan im allgemeinen ist dieses Werk dafür, gerade emotional gesehen, ein einziges Deja–Vu–Erlebnis ! Es könne einem schon mal einige Tränen der Rührung entfleuchen wenn man sich mit auf den nostalgisch gezeichneten Rückblick der vier Freunde in ihre Kindheit begibt. Wie sie ihren Freund ’Duddits’ begegnen, wie sie durch seine Hilfe ihre Fähigkeiten entwickeln, wie ihre Insider–Sprüche zustande kamen, und und und… Dies alles ist rührend und schön anzusehen und man bekommt ein Gefühl für die Charaktere (auch wenn die Kids leider ziemlich diletantisch synchronisiert wurden – allen voran ’Bieber/Beaver’). Das Hauptproblem des Buches sowie des Filmes steckt im Schwerpunkt der militärischen Mobilmachung und deren Hauptfigur ’Curtis’ (im Roman ’Kurz’ nach dem verrückten Colonel in ’Apokalypse Now’). Man bekommt einfach im Gegensatz zu den vier bzw. fünf anderen Hauptprotagonisten keinen emotionalen Bezug zu dieser Person. Kein Vergleich wie die hervorragende Charakterzeichnung eines ’Stillson’, dem dunklen Part im Roman „Dead Zone“ und dessen herausragenden Psychogramms (welches allerdings ebenfalls nur im Roman richtig zum tragen kommt) !

Die Akrebie die Stephen King bei der Recherche des Romans der militärischen Vorgänge im Lager und darüber hinaus zukommen ließ ehrt ihn, hat aber so keinerlei mitreißende Emotionalität ähnlicher Vorgänge in früheren Geschichten und wirkt in der Verfilmung dadurch noch deplazierter. Man bemerkt einfach das es nicht Stephen Kings Terrain ist; und Kasdans/Goldmans offenbar auch nicht. Es stört den Lauf der Geschichte ungemein. Viel interessanter war da doch die Auseinandersetzung mit dem Bösen innerhalb der Gruppe in Romanen/Verfilmungen wie z. Bsp. „Es“ oder „Thommyknockers“, um mal bei den Außerirdischen zu bleiben. Und wo wir schon beim Thema sind, weniger zeigen und den Zuschauer mehr erahnen lassen täte dem Film in Punkto Aliens auch sehr gut; keine Effekte nur der Effekte willen! King gibt in seinem Roman dem Kind einen Namen, nämlich ’Mr. Grey’, und schon arbeiten die Dinge im Kopf des Lesers. Dies hätte man auch problemlos in den Film übertragen können. Die ’Kackwiesel’ in ihrer ganzen absurden Grausamkeit zu zeigen reichte da schon völlig aus. Bei Hitchcock z. Bsp. hat es in „Psycho“ auch schon ausgereicht den (trotz vieler Schnitte niemals eindeutigen) Mord unter der Dusche zu zeigen und von den späteren Morden nur noch einige Andeutungen wie das Auftauchen des Mörders oder das Aufblitzen der Messerklinge. Es ist halt viel spannender, einige Dinge dem Gehirn des Zuschauers zu überlassen. Dies gilt sowohl für den Roman als auch für dessen Verfilmung. Allerdings krankt der jüngere amerikanische Blockbuster-Film eh daran, es seinen Zuschauern nur all zu leicht zu machen. Man bekommt alles genau gezeigt, und wenn noch Fragen offen sind, werden sie, wie hier durch den von Morgan Freeman porträtierten Colonel, bis ins Detail erklärt. Es wäre doch zum Beispiel viel witziger, wenn er den roten Staub den die Aliens absondern einfach nur so Ripley nennen würde und nicht noch die Erklärung direkt dazu („…nach der Tante in diesen ’Alien’ – Filmen…“). Das ist so, als würde man einen Witz erklären während man ihn erzählt – es ist peinlich ! Solche Erklärungen gibt es leider ständig. Im Gegensatz zu den vier Freunden. Dort werden diese Erklärungen weitaus subtiler geliefert. Wenn man aufmerksam genug ist bekommt man sie mit, ansonsten halt nicht. Das ist wiederum gut. Ich verstehe darum diesen Zwiespalt nicht. Wahrscheinlich wurde da wieder nach Testvorführungen nachträglich am Film ’verschlimmbessert’! Dafür spricht dann auch das recht konventionelle und etwas unglückliche weil doch stark vom Roman abweichende Finale.

Kasdan wollte dem Zuschauer dann wiederum wohl doch nicht zu viel zumuten (was bei einem Filmemacher, der zumeist doch recht intellektuelle Filme wie z. Bsp. „Der große Frust“/“Grand Canion“ oder recht eigenwillige Epen wie „Silverado“/“Wyatt Earp“ gedreht hat mehr als unverständlich ist).

Dafür werden dann bei schwerer verständlicheren Dingen, wie z. Bsp. dem ’Erinnerungslager’ ( Gott sei Dank ) keine Zugeständnisse gemacht.

Der Film erscheint einem dadurch doch des Öfteren als Flickwerk aus künstlerischen Ambitionen und simplen Zugeständnissen an das ( oftmals leider etwas begriffsstutzige amerikanische Test- ) Publikum. Schade, sehr schade ! Eine vielversprechende Atmosphäre und Ausgangssituation, viele gute Ideen, klasse Darsteller und teilweise wirklich sehr gelungene Dialoge, gute Spezialeffekte, spannende Musik, sehr gute Kamera und Ausstattung ( hohes Budget ! ) und doch bleibt leider vieles unausgesprochen oder im Gegensatz sehr zerredet.

Wie bei einer delikaten Mahlzeit in einem noblen Vier–Sterne–Restaurant : man hat sie eigentlich schon genossen, aber ein Hungergefühl bleibt.

Es muss aber zu aller Entschuldigung auch gesagt werden, das „Dreamcatcher/Duddits“ trotz aller typischen King – Themen (oder gerade des Potpuories wegen) eines der weitaus schlechteren Werke Kings darstellt. Er hat sich hier zu sehr auf altbewährtes verlassen, zugegebenermaßen etwas damit gespielt, aber sich leider weitgehendst wiederholt. An sein Opus Magnum „Es“ kommt er an Dichte und Atmosphäre bei weitem nicht heran. Aber so ist das nun mal mit genialen literarischen Werken. Sie lassen sich in den seltensten Fällen wiederhohlen oder gar steigern. Aber wenn es danach ginge, dann hätte nach Homers „Odyssee“ eigentlich kein Schriftsteller mehr eine Feder oder einen Stift in die Hand nehmen dürfen. In diesem Buch sind alle Geschichten und Konstellationen vereint; keine Figur ist überflüssig.

Aber was wäre dies doch für ein Verlust für uns King – Fans, nicht wahr?

Copyright der Rezension by Stephan Peter Heuer (Zuckeronkel) für www.stephen-king.de

 

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