Rezension zu
Die Verurteilten
Distribution in Deutschland EuroVideo Medien GmbH
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- Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, Bob Gunton, Bill Sadler, Clancy Brown
- Regisseur(e): Frank Darabont
- Format: Blu-ray
- Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
- Untertitel: Deutsch, Englisch
- Region: Region B/2
- Bildseitenformat: 16:9 – 1.78:1
- Anzahl Disks: 1
- FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
- Studio: EuroVideo Medien GmbH
- Erscheinungstermin: 12. Januar 2009
- Produktionsjahr: 1995
- Spieldauer: 143 Minuten
Handlung:
Die Verurteilten ist ein Film-Drama von Regisseur Frank Darabont nach der Novelle Pin Up von Stephen King, der die Geschichte des unschuldig zu lebenslänglicher Haft verurteilten Andy Dufresne und dessen Freundschaft zu Red erzählt. Der Bankmanager Andy Dufresne wird anhand von Indizien wegen des Mordes an seiner Frau und deren Liebhaber zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Diese Strafe soll er in dem gefürchteten Gefängnis von Shawshank in Maine absitzen. Er passt überhaupt nicht in die Szenerie von Strafgefangenen, und das Leben wird ihm mit Vergewaltigungen und durch den sadistischen Direktor Norton schwer gemacht.
Im Shawshank Gefängnis lernt er Red und die anderen Mithäftlinge kennen. Red sitzt schon seit zwanzig Jahren im Gefängnis, da er einen Mann umgebracht hat. Er ist bei den Mithäftlingen dafür bekannt, dass er ihnen für einen bestimmten Preis Gegenstände besorgen kann.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten steigt Andy stetig im Ansehen unter den Mithäftlingen und Aufsehern. Wegen seiner Kenntnisse im Rechnungswesen (er war Banker) wird er von den Aufsehern um Hilfe bei deren Steuererklärungen gebeten, führt des Direktors Buchhaltung und hilft Häftlingen ihren Schulabschluss zu absolvieren. Nebenbei baut er die Gefängnisbibliothek aus und wird der Assistent von Gefängnisbibliothekar Brooks Hatlen (gespielt von James Whitmore).
Unterschiede Novelle / Film
Der Film basiert auf der Novelle Pin Up. Trotzdem gibt es viele Stellen im Film, die Unterschiede zur Buchvorlage aufweisen.
In der Novelle, aber nicht im Film
- In der Novelle wechseln die Gefängnisdirektoren sporadisch, im Film ist der Gefängnisdirektor von Anfang an Samuel Norton.
- Andy teilt sich kurzzeitig die Zelle mit einem Indianer namens Normaden.
Im Film, aber nicht in der Novelle
- Am Anfang des Films inspiziert der Gefängnisdirektor Norton die Zelle von Andy, um ihn besser einschätzen zu können. Dabei findet er nur knapp nicht den Geologenhammer von Andy. Diese Szene kommt in der Novelle nicht vor, in der er zudem im Laufe der Jahre zwei, nicht einen Hammer benötigt.
- Weil er ins Büro des Anstaltsleiter einbricht und dort eine Schallplatte abspielt, deren Musik er per Lautsprecher den Gefangenen im Hof zugänglich macht, muss Andy in die Isolierzelle (in seiner Kurzgeschichtensammlung Stephen King Goes to the Movies meint King ausdrücklich, dass dies die einzige Szene des Films sei, die er nicht mag).
- Andy schenkt Red eine Mundharmonika.
- Andy spielt der Presse belastende Unterlagen zu, worauf sich der Direktor erschießt.
Weitere Unterschiede
- Red ist in der Novelle ein Irisch-Amerikaner, während er im Film ein Schwarzer ist. An einer Stelle im Film sagt Red (gespielt von Morgan Freeman) folgendes: „Warum nennt man dich Red?“ fragt Andy. „Vielleicht, weil ich irischer Abstammung bin“, antwortet Red.
- In der Novelle reißt der Gefängniswärter das Poster weg. Im Film wirft der Gefängniswärter zuerst einen Stein, wodurch auffällt, dass dahinter keine Wand ist, bevor er es wegreißt.
- In der Novelle greift Andy nach seinem Ausbruch auf sein eigenes, vor der Verurteilung heimlich und unter falschem Namen angelegten Geld zurück – die Papiere waren in dem Versteck, das Andy Red beschrieben hat (was Red zu noch stärkerer Bewunderung für Andy führt – Andy musste immer mit der Angst leben, dass jemand das Versteck entdeckt oder das Versteck nach den langen Jahren nicht mehr existiert). In dem Film leert er die Konten mit den Schwarzgeldern des Direktors.
- In der Novelle wird Andy nicht der Assistent von Gefängnisbibliothekar Brooks Hatlen, sondern gleich dessen Nachfolger.
- Im Film wird Brook Hatlens Schicksal nach seiner Begnadigung ausführlich beleuchtet – er nimmt sich aus Verzweiflung über die Veränderungen in der Welt da draußen das Leben; in der Novelle wird in wenigen Zeilen bereichtet, dass er kurz nach seiner Begnadigung in einem Armenhaus starb.
- Brook Hatlen besitzt einen Raben namens Jake; in der Novelle ist es eine Taube, die Sherwood Bolton gehört.
- Tommy Williams wird nach seiner Aussage, die Andy Dufresne entlasten könnte und Elwood Blatch als Killer beschuldigt in der Novelle „nur“ in ein anderes Gefängnis verlegt, im Film auf Anweisungen Nortons erschossen.
- Dem brutalen Wärter Byron Hadley kommt im Film als Hauptbösewicht neben Norton eine bedeutend größere Rolle zu; er wird auch zusammen mit dem Anstaltswärter entlarvt. In der Novelle kommt er nur in der Szene vor, in der Andy ihm seine Dienste als Finanzberater anbietet und geht nach einem Herzinfarkt frühzeitig in Ruhestand.
- Red betont in der Novelle, dass in Shawshank nie die Sirene heulte, wenn jemand einen Ausbruchsversuch machte – im Film heult sie sehr wohl.
- Red befürchtet in der Novelle nie, Andy könne sich das Leben nehmen – er ist sich immer sicher, dass er ausbrechen will.
- Die Novelle endet mit Reds Hoffnung, Andy zu finden – der Film zeigt dieses letzte Zusammentreffen am Strand von Zihuatanejo in Mexiko und wie sie sich umarmen.
Wissenswertes
- Die Verurteilten belegt in der Nutzerbewertung der Internet Movie Database seit Jahren durchgehend einen der oberen Plätze. Momentan liegt er auf Platz eins vor The Godfather (dt. Der Pate)
- Brad Pitt war für die Rolle des rebellischen Tommy Williams geplant.
- Der Darsteller von Captain Byron T. Hadley, Clancy Brown, spielte 1992 im Film Friedhof der Kuscheltiere 2 – Die Untoten kehren zurück die Rolle des bösen Stiefvaters Gus.
- William Sadler – der Darsteller von Häftling Heywood ist 1999 in Darabonts The Green Mile als Klaus Detterick und 2007 in Darabonts Der Nebel als Jim Grondin zu sehen.
- Bob Gunton spielt ein Jahr später in einem Film nach der Vorlage von Stephen King mit. Er war in Dolores zu sehen.
- In der Eröffnungsszene ist Jeffrey DeMunn als Ankläger zu sehen; er spielt ebenfalls mit in The Green Mile, Der Sturm des Jahrhunderts und Der Nebel, außerdem hat er mehrere Hörbücher von King vorgelesen.
- Andy spielt während des Films ein Lied, das die Mithäftlinge im Gefängnis aufheitern soll. Dieses Lied stammt aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Le nozze di Figaro und heißt „Che soave zeffiretto“.
- Das Buch „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas wird in dem Film kurz erwähnt, als Andy und die anderen Häftlinge die Bücher sortieren. Der Autor des Buches (Alexandre Dumas) und der Charakter im Film (Andy Dufresne) weisen ähnliche Parallelen auf. Der Graf von Monte Christo handelt von einem Mann, der aus einem Gefängnis ausbricht. In „Die Verurteilten“ gelingt es der Hauptfigur auch, aus dem Gefängnis zu fliehen. Außerdem fangen beide Nachnamen mit „Du“ an.
- Um sich Anregungen von anderen Filmen zu holen, hat sich der Regisseur Frank Darabont jeden Sonntag das Mafia-Drama Goodfellas angesehen.
- Während des Films sehen sich die Häftlinge den Film Noir „Gilda“ mit Hollywood-Legende Rita Hayworth an.
- Am Ende des Films erscheint der folgende Satz: „In Memory to Allen Greene“. Dieser Satz war an Darabonts Agenten und Freund gewidmet, der kurz vor Drehschluss von „Die Verurteilten“ gestorben ist.
- Der kanadische Schauspieler Gil Bellows spielt in „Die Verurteilten“ einen rebellischen Häftling namens Thomas Williams. In der US-amerikanischen Fernsehserie Ally McBeal spielt er einen Mann namens William Thomas.
- Der Film wurde von den Zuhörern des Radiosenders Capital FM in London auf den ersten Platz der „Must-See Movie of all Time“ gewählt.
- Mit einem Budget von $25 Mio. spielte der Film alleine in den USA etwa $23,9 Mio. ein. Der Film war nach dem Kinorelease kein Erfolg. Erst durch die Veröffentlichung auf DVD und im Fernsehen wurde er zu einem Riesenerfolg.
- Im Film ist mehrfach zu sehen, wie Anwälte ins Gefängnis kommen, um über das weitere Schicksal der Insassen zu entscheiden; Reds Haftaussetzung wird mehrfach abgelehnt. Dies ist allerdings realitiätsfern; wie der britische Autor und Amerika-Fan Stephen Fry in seiner Reisedokumentation „Stephen Fry in America“ berichtet, finden sich Angehörige der Angeklagten, aber auch der Opfer bei diesen Anwälten ein, um Bewährung zu beantragen bzw. sich dagegen auszusprechen. Fry erwähnt den Film Die Verurteilten hier namentlich.
- Morgan Freemans Sohn Alfonso wurde für sein Bild in seiner Gefangenenakte fotografiert.
- In dem Roman The Deep von Nick Cutter verbirgt ein Tiefseeforscher ein mysteriöses Loch in der Außenhülle der Unterwasserstation hinter einem Poster von Albert Einstein. Als sein Bruder das Loch entdeckt, schreit er auf: „Du hast uns geshawshankt!“
Fazit:
Es wird mal wieder schwierig, eine Rezension zu verfassen, die nicht überlang wird. Die Verurteilten von Frank Darabont nach der Vorlage von Stephen King bietet Stoff für so viele Diskussionen und Analysen. Warum es zum Beispiel gerade eine Novelle zu so großer Beliebtheit schafft, die ganz und gar auf übersinnliche Elemente verzichtet. Warum selbst Puristen aus dem Kinglager von der Umsetzung begeistert sind, obwohl sie sich an vielen Stellen von der Vorlage verabschiedet. Warum vielleicht das eine das andere begründet. Versuchen wir uns mal an einer handlichen Form.
Es gibt in meinen Augen zwei hauptsächliche Grundlagen dafür, dass dieser Film so gut funktioniert. Da ist zum einen Kings eigene Vorlage, deren Themen kein Ablaufdatum haben. Das Streben nach Freiheit und Freundschaft sind keine komplizierten Ziele. Sie sind leicht verständlich und nachvollziehbar. Dazu kommt Frank Darabont selbst. Auch bei seinen späteren Umsetzungen – vor allem bei The Green Mile – merkt man ihm an, dass er nicht nur behauptet, er sei ein Kingfan, man hat auch das Gefühl, er hat die Vorlage verstanden und sie vorlagengetreu adaptiert, nicht für die Leinwand neu erfunden. Dazu kommt sicherlich auch, dass Darabont dank der Produktionsfirma die nötige Freiheit hatte. Castle Rock Entertainment trug den Firmennamen nicht ohne Grund.
Als Ergebnis führt das schlussendlich dazu, dass wir eine zeitlose Geschichte zu sehen bekommen. Wie auch in der Vorlage bin ich bei den beiden Hauptfiguren, Red und Andy Dufresne. Darabonts Umsetzung macht es für mich sogar schwer, Red nicht als Morgan Freeman zu sehen und zu hören, wenn ich die Novelle lese, denn der Schauspieler verkörpert genau das, was King schon in der Vorlage darstellen wollte. Zuverlässigkeit als Mann für gewisse Besorgungen, einen gewissen Witz gegenüber den Mitinsassen, aber auch Mitgefühl gegenüber seinem Freund Andy. Er richtet so die Bühne für Tim Robbins‘ Figur des Andy Dufresne. Auch hier ist die Wahl und die Umsetzung von Robbins in meinen Augen fehlerfrei. Er wirkt zu Beginn so verkühlt, dass man wohl jedem Geschworenen nachvollziehen kann. Er wirkt aber auch genauso souverän gegenüber den Schwestern des Shawshank, dass ich ihm sofort glaube, wenn er erzählt, was mit seinem Kiefer bei plötzlichem Tod eintritt. Und er wirkt genauso clever und freundlich, dass ich ihm die Unterstützung der Mithäftlinge aus Nächstenliebe auch abkaufe und mich für ihn freue, als er sein Ziel erreicht und wieder frei ist.
Dazu kommt, dass Darabont sich genügend Freiheiten nimmt, um dem Medium Film gerecht zu werden. Er zeigt uns den fantastischen Bob Gunton in der Rolle des Samuel Norton als einzigen, sadistischen Antagonisten. Es ist die Erniedrigung der Neuankömmlinge von ihm zu Beginn und sein Suizid am Ende, welche letzlich die Moral und das Positive unterstützen. Gewalt, Korruption und Ungerechtigkeit verlieren gegen Nächstenliebe, Integrität und Freiheitsdenken. Es wirkt fast romantisch und seicht, doch ist genügend Witz, Dramatik und Dynamik enthalten um den Film nicht ins Lächerliche und Schwache abdriften zu lassen. Dafür sorgt ein relativ kleiner Cast, der uns ernsthaft begegnet. Es sind nur wenige Mithäftlinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Auch Clancy Browns wunderbar gespielten taffen Wachmann Byron Henley bleibt für die gesamte Zeit des Films erhalten und verhindert Verwirrung, welcher Aufseher nun eigentlich böse, richtig böse, oder höllisch böse sein soll.
Auch 20 Jahre nach der Kinopremiere von Die Verurteilten scheint der Film nicht altbacken zu sein. Rein technisch ist hier unter anderem der Vorteil, dass keine opulenten Special Effects genutzt werden, die alt aussehen können. Ich denke aber auch, dass der Film den Zuschauer viele Möglichkeiten gibt. Oberflächlich ist es eine bewegende, manchmal witzige, manchmal tragische Geschichte. Ein paar Zentimeter darunter zeigt sie uns, dass auch in Zeiten in denen Menschen an der Macht sind, die korrupt, sadistisch und ungerecht sein mögen, jeder die Chance hat, daraus auszubrechen und seinem ganz eigenen Shawshank zu entfliehen. Es mag vielleicht manchmal länger als 19 Jahre dauern, vielleicht geschieht es schneller. Was aber wichtig ist, sind Freundschaften, der Glaube an sich selbst und, dass man nicht ganz den eigenen Verstand verliert. Das wirkt und hilft bei der nachträglichen Einschätzung. Auch, wenn man den Film nur einmal sieht wirkt dieser Eindruck positiv nach und sorgt so in meinen Augen dafür, dass so viele Zuschauer ihn dauerhaft so gut bewerten.
Es ist übrigens erstaunlich, dass Kings eigene Anekdote nicht nur bei ihm so gut funktioniert. Die Verurteilten gehört mit Stand by Me und The Green Mile zu den drei Werken, mit denen man Gesprächspartner von der Großartigkeit Stephen Kings überzeugen kann. Besonders dann, wenn man sich als Kingfan outet und negative Reaktionen zurückbekommt. Speziell die beiden Filme von Darabont haben viele gesehen, oder davon gehört. Nur die wenigsten wissen allerdings, von wem die Vorlagen stammen und sind daher überrascht zu hören, dass der King of Horror, der Master of Suspense, der Gruselkönig auch zu so etwas in der Lage ist.
Copyright der Rezension by Andreas Hesse für www.kingwiki.de
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