Website-Icon FilmOla.de

Rezension zu Misery [Blu-ray/DVD]

Artikel hier teilen

Rezension zu

Misery

Distribution in Deutschland Twentieth Century Fox
bestellen bei Amazon

 

Der Bestsellerautor Paul Sheldon wird nach einem Autounfall von seiner fanatischen Verehrerin, der Ex-Krankenschwester Annie Wilkes in einem einsamen Landhaus gepflegt. Als Annie erfährt, dass Misery Chastain, die Heldin in Pauls Werk, in seinem letzten Buch gestorben ist, dreht sie durch.

 

Hinweis : Der nachfolgende Text enthält so einige Spoiler.

 

Sie nimmt den Schriftsteller als Geisel und zwingt ihn, „ihre“ Heldin in einem neuen Buch wieder zu erwecken. Noch ahnt niemand, dass sich Paul in den Händen einer Wahnsinnigen befindet, die ihn grausam verstümmelt und kaltblütig jeden aus dem Weg räumt, der sie an der Erfüllung ihrer Ziele hindert…

Wissenswertes

Lauren Bacall, die die Rolle der Marcia Sindell spielte, ist die Witwe des 1957 verstorbenen Humphrey Bogart.
Rob Reiner, Regisseur von Misery, wollte eigentlich auch die Szene verfilmen, in der Annie mit einem Rasenmäher einen Polizisten überfährt. Dies lies er dann aber doch sein, weil er Angst hatte, der Film könne dann nicht ernst genommen werden und lande in der Rubrik „Splatter“. So wurde auch die Szene mit Pauls Füßen verkürzt. Wurde der Fuss im Buch noch abgehackt, wird er im Film „nur“ vollkommen gebrochen. Kathy Bates, Darstellerin der Annie, äußerte sich später, dass sie solche Szenen durchaus gerne gedreht hätte.
Der Film spielte mit einem Budget von $20 Mio. alleine in den USA etwa $53,6 Mio. ein.

Die wichtigsten Unterschiede zum Roman

Annie weiß, dass Paul nie Kopien seiner Manuskripte macht – im Buch kommt sie gar nicht erst auf die Idee, es könnten Kopien von Schnelle Autos existieren.
Paul wird nicht von dem Schmerzmittel Novril abhängig.
Paul versucht vergeblich, Annie mit dem Pulver aus den Novril-Kapseln einzuschläfern – die Szene des gemeinsamen Abendessens kommt im Buch nicht vor.
Der ältere Sheriff und seine Frau kommen im Buch überhaupt nicht vor. Umgekehrt ist keiner der Polizisten des Buchs im Film dabei.
Der Film ist stark entschärft: Annie zerschlägt Pauls Knöchel statt ihm einen Fuß abzuschlagen, sie schneidet ihm nicht wie im Buch den Daumen ab, Paul muss nicht aus dem Wischeimer trinken und Polizist Kushner wird nicht zerstückelt (er kommt gar nicht vor).
Am Ende verbrennt Paul Miserys Rückkehr tatsächlich, während er im Buch nur so tut und der Roman einer seiner größten Bestseller wird.

Rezension:

Vier Jahre nach seinem sensationellen Kritiker- und Kassenerfolg „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“, inszenierte Regisseur Rob Reiner eine weitere Stephen King –Story, die nicht unmittelbar dem Horror – Genre zuzuordnen war : „Sie – Misery“.

King selbst sah’ dies jedoch etwas anders. Er beteuerte mehrmals in Interviews, das gerade „Misery“ und „Cujo“ für ihn der wahre Innbegriff des Horrors wären, weil dies zwei Geschichten seien, die nicht dem Übernatürlichen entsprängen, sondern von Geschehnissen handelten, die sich heute oder morgen,…jederzeit, wirklich bewahrheiten könnten.

Wie dem auch sei. Mit dieser Verfilmung hatte Rob Reiner einen weiteren Filmklassiker geschaffen, der ihm und seinen Mitstreitern, allen voran den mehrfach für den Oscar nominierten und ausgezeichneten Drehbuchautor William Goldman („Die Unbestechlichen“; „Der Marathon – Mann“, der später noch die King Romane „Hearts In Atlantis“ sowie „Duddits – Dreamcatcher“ adaptieren sollte), den viel gerühmten Kameramann („Harry & Sally“) und späteren „Men In Black“ Regisseur Barry Sonnenfeld, und nicht zu vergessen die mehrfach ausgezeichneten Darsteller James Caan („Der Pate“), Richard Farnsworth („The Straight Story“) sowie Filmlegende Lauren Bacall, (die hier einer kleinen Rolle als Lektorin Paul Sheldons auftritt,) viel Lob und Anerkennung einbringen sollten.

Das Hauptaugenmerk gilt jedoch der subtilen und mitreißenden Darstellung Kathy Bates, die dafür sorgte, das jenes, bei der Oscar Jury viel und oft geschmähte Thriller- und Horror – Genre ( – Ausnahmen bilden hier „American Werwolf“ und „Das Schweigen der Lämmer“ – ) einer mehr als verdienten Auszeichnung zuteil wurde, und sie den begehrten Goldjungen für ihre Verkörperung der Psychopatin Anni Wilkes mit nach Hause nehmen dürfte.

Der Film, als sehr eindringliches Kammerspiel inszeniert, schafft es tatsächlich, dem unbedarften Zuschauer, der das Szenario noch nicht von Kings schlichtem aber um so effektiveren Roman her kennt, zunächst das Gefühl von Vertrautheit und Behaglichkeit zu vermitteln, um es dann im Laufe seiner sich sehr dramatisch zuspitzenden Handlung ins genaue Gegenteil umschlagen zu lassen. Da diese sich fast ausschließlich auf die zwei Hauptpersonen konzentriert, fällt es dem Zuschauer nicht all zu schwer, sich in den doch sehr leidenden Charakter von Paul Sheldon hineinzuversetzen. Auch wenn dieser von Anfang an alles andere als sympathisch gezeichnet wird. Er ist eher der etwas eigenbrödlerische und sich selbst überschätzende Schriftsteller, der sich zu seinem um ihn bemühten Fan Nr. 1, wie Anni sich ebenfalls wenig selbstironisch bezeichnet, herablässt. Er wirkt sehr gönnerhaft und eitel, sieht in Anni nur den Inbegriff jener Stammleserschaft, die er sich durch den niedergeschriebenen „Tod“ seiner mit den Jahren von ihm selbst äußerst verhassten Groschenromanfigur „Misery Chestain“ ein für alle mal vom Halse schaffen wollte. Man merkt ihm stets an, das er der Situation noch vor ihrer nicht absehbaren Eskalation so schnell wie möglich entfliehen möchte.

Man beäugt als Zuschauer misstrauisch die beiden Figuren, kann sich jedoch weder für die eine, noch die andere Seite so recht entschließen. Geschickt lässt einen die Regie und die beiden Hauptdarsteller eine neutrale Position einnehmen, die nun der Dinge harrt, die da kommen mögen. Mitten im Film reist ein zunächst augenscheinlich völlig unmotivierter Wutausbruch seitens Annis den Schriftsteller Paul aus seinem wohlbehütenden Schlaf und somit den Zuschauer aus seiner behaglichen weil neutralen Position. Und plötzlich fühlt man den körperlichen Schmerz der Paul nun zuteil wird, und der uns zuvor trotz seines schmerzvollen Autounfalls noch so fern erschien, förmlich am eigenen Leib. Mit solch einer Wucht wird man hier aus seiner scheinbar unantastbaren Position katapultiert, ohne das die äußerst zurückhaltende Kamera Sonnenfelds oder der Schnitt explizit zeigen, was genau Paul nun seitens Annis angetan wird. Der Film selbst überlässt, aufgrund seiner konsequent beibehaltenden, ruhigen Bilder, vom gelungenen Anfang bis hin zum spannenden Finale, den eigentlichen Horror unser aller Imagination .

Es zeugt von einer großen Kunstfertigkeit, dieses in Zeiten schneller Schnitte und MTV – beeinflussten Kameraperspektiven im Kopf des Zuschauers entstehen zu lassen, ohne das er sich gelangweilt oder desinteressiert abwendet.

Dies ist in „Misery“ mehr als geglückt. Wer den Film oder natürlich den Roman noch nicht kennt, dem sei dieser oder jener (oder beide !) auf alle Fälle sehr ans Herz gelegt.

Der Film selbst dürfte unmissverständlich zu den gelungeneren Verfilmungen eines Stephen King – Stoffes gehören, und wird zweifelsohne King selbst ebenfalls die Freudengrübchen ins Gesicht gezaubert haben, weil hier das Grauen, welches er selbst als den wahrhaftigsten Horror aus seiner Feder bezeichnet hat, konsequent und schnörkellos auf die große Leinwand übertragen wurde.

Copyright der Rezension by Stephan Peter Heuer (Zuckeronkel) für www.stephen-king.de

Artikel hier teilen

Die Links zu Amazon oder anderen Shops sind sogenannte Affiliate-Links.
Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von Amazon eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht, aber dieser kleine Betrag hilft mir, die Unkosten der Seite zu bestreiten (aber im Gegensatz zu vielen Vermutungen, deckt dies gerade mal 80%).

Die mobile Version verlassen