Rezension zu
Dark – 1. Staffel( Netflix )
Genre : Mystery / Thriller / Drama
Laufzeit : 10 Episoden a‘ 55 Min. / FSK : ab 16 Jahren von Netflix empfohlen
Creator : Baran bo Odar ( Who Am I ? ); Jantje Friese
Regie : Baran bo Odar ( Who Am I ? ; Sleepless )
Drehbuch : Baran bo Odar ( Who Am I ?; Das letzte Schweigen ); Jantje Friese; Martin Behnke ( Wir sind jung, wir sind stark ); Ronny Schalk ( Wir wollten aufs Meer ); Marc O. Seng ( Club der roten Bänder )
Produzenten : Baran bo Odar ( Das letzte Schweigen ); Jantje Friese ( Das letzte Schweigen )
Kamera : Nicholaus Summerer ( Who Am I ?; Highway To Hellas )
Musik : Ben Frost ( Fortitude )
Darsteller : Oliver Masucci ( Er ist wieder da !; 4 Blocks )…Ullrich Nielsen
Karroline Eichhorn ( Das letzte Schweigen )…Charlotte Doppler
Jördis Triebel ( Ein Atem; Babylon Berlin )…Katharina Nielsen
Louis Hoffman ( Tom Saywer; Unter dem Sand )…Jonas Kahnwald
Maja Schöne ( Buddenbrooks; Summertime Blues )…Hannah Kahnwald
Daan Lennard Liebrenz ( Doktorspiele; Tripple Ex )…Mikkel Nielsen
Gina Alice Stiebitz ( Womb; Ich will dich )…Franziska Doppler
Angela Winkler ( Die verlorene Ehre der Katharina Blum; die Blechtrommel )…Ines Kahnwald
u.v.a.
In dem kleinen ( fiktiven ) Ort Winden im Jahr 2019 verschwinden nach 33 Jahren abermals Kinder. Überhaupt scheint in dieser Region so einiges nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Warum fallen die Vögel vom Himmel ? Was hat es mit den 33 toten Schafen auf sich ? Und was liegt in dem im Wald befindlichen Höhlensystem verborgen ? Hat es mit dem in der unmittelbaren Nähe vor 66 Jahren angelegten Atomkraftwerk zu tun ? Eine Stadt voller Geheimnisse, zwischenmenschlicher Intrigen und Tragödien und Menschen, die im Gestern, Heute und Morgen auf unaufhaltsame Weise miteinander verbunden scheinen.
Wie bei allen Rezensionen gilt auch hier: beim Weiterlesen sind kleine Spoiler möglich, aber entscheidende Dinge werden natürlich nicht verraten.
Ungewöhnlich für eine deutschsprachige Produktion : eine Mystery-Geschichte – KEINER der wie hierzulande im Durchschnitt 40 (!) mal täglich, allein in den Öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten versendeten TV-Krimis ! “Dark“ ist die erste deutschsprachige Serie des Streaming-Anbieters NETFLIX und somit in der Inszenierung internationalen Standards angeglichen. Das soll nicht heißen, dass sie nicht originelle und teilweise unkonventionelle Pfade bestreiten würde. Die Bildsprache, sowie der Sound ähneln aber deutlich den aus den USA bekannten Versatzstücken. Dies, so wie der englische Titel dürfte auch der internationalen Vermarktung geschuldet sein, da die Serie zeitgleich in 140 verschiedenen Ländern zu sehen ist.
Sieht man von einigen kleineren Schwächen ab, so kann man die 10 Folgen der Serie durchaus in einem Rutsch an einem verregneten Wintertag anschauen. Dies lässt sich wahrlich nicht von jeder Genreproduktion -erst recht nicht von einer deutschen- behaupten.
Kamera- sowie schnitttechnisch ist sie über jeden Zweifel erhaben. Auch die dezent eingesetzten Spezialeffekte können durchaus überzeugen. Die Rollen -auch die der Kinderdarsteller- sind treffend gecastet und die Schauspieler machen ihre Sache gut.
Woran es hapert sind die Dialoge. Nun kann man von solch einer Serie keinen all zu großen Realismus dies bezüglich erwarten. Hier zu Lande krankt es oftmals denn auch zu sehr an gewollten umgangssprachlichen Dialogversuchen, die manche(n) Film oder Serie unfreiwillig komisch wirken lassen. Allerdings ist es schon etwas befremdlich, wenn sowohl Erwachsenen als auch Kindern und Jugendlichen -sogar in verschiedenen Zeitabschnitten- immerzu ähnliche Sätze aus dem Mund sprudeln. Dies bezüglich könnte man sich da noch einiges von den Kollegen aus Übersee abschauen, die es zumeist hervorragend schaffen, sowohl Epochen bezogenen Slang, als auch Sprachduktus und Dialekte gezielt und realistisch einzusetzen, was in einem solchen Handlungsumfeld das Unbehagen noch steigern könnte, da es um so heftiger und gruseliger wird, wenn das Grauen in ein realitätsbezogenes Umfeld, in dem man sich als Zuschauer auch selber wiederfinden kann, hereinbricht. So etwas steht und fällt nun mal mit den Dialogen.
Des Weiteren ist die durchaus nicht schlechte, jedoch zu inflationär eingesetzte Filmmusik von Ben Frost zu erwähnen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Die ständige Untermalung jeder auch noch so belanglosen Szene, um vermutlich eine immerwährende Bedrohung und somit Dauer-Unbehagen zu erzeugen, ist inszenatorisch schon beinahe dilettantisch zu nennen. Sie steht denn auch im Gegensatz zu den hervorragend ausgewählten und nur sporadisch eingesetzten Filmsongs, von denen man sich dann eher noch 2-3 mehr gewünscht hätte. Die durchweg deprimierende Stimmung hätte Regisseur Baran bo Odar durchaus mit einigen etwas positiven Dialogen und Szenenkonstellationen auflockern können. Vielleicht hätten er und seine Drehbuch-Mitstreiter sich zur Vorbereitung nochmals David Lynchs/ Mark Frosts “Twin Peaks“ -gerade die aktuelle 3. Staffel- anschauen sollen. Da hätten sie sehen können, wie man es auch angehen könnte. Da “Dark“ sich allerdings schon seit 1 ½ Jahren in der Entstehung befindet, konnten sie letztere natürlich nicht mehr mit einbeziehen. Positiv gegenüber einer konventionellen amerikanischen Inszenierung eines solchen Stoffes wäre zu nennen, das die Serie fast gänzlich ohne so genannte Jump-Scares, die den geneigten Zuschauer ab und an schreckhaft aus dem Wohnzimmersessel holen sollen, auskommt.
Nach einem etwas behäbigen Anfang und der Vielzahl der Figuren ( und ihrer jugendlicher Pendants ) geschuldeten Verwirrung lohnt es sich dennoch, allen vorherigen Kritikpunkten zum Trotz, diese international recht wohlwollend aufgenommene NETFLIX – Serie anzuschauen. Hat man sich erst einmal darauf eingestellt, ist “Dark“ mit einigen Twists und unvorherzusehenden Wendungen ein durchaus spannendes Streaming-Event, welches zum letzten Drittel hin noch einmal einen Zahn zulegt und mit dem Finale durchaus Lust auf eine Fortsetzung macht.
https://www.youtube.com/watch?v=zy0b9e40tK8
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