Rezension zu
Die Verlegerin
Originaltitel : The Post
Genre : Drama / Thriller
Laufzeit : 116 Min. FSK : ab 6 Jahren
Vertrieb : Universal / 20th Century Fox
Regie : Steven Spielberg ( Die Farbe Lila; Schindlers Liste; Der Soldat James Ryan )
Drehbuch : Liz Hannah; Josh Singer ( The West Wing; Spotlight )
Produzenten : Steven Spielberg ( Lincoln; Bridge Of Spies ); Liz Hannah; Rachel O‘Connor ( Spider-Man : Homecoming ); Kristie Macosko Krieger ( Lincoln; Bridge Of Spies );
Kamera : Janusz Kaminski ( Schindler’s Liste; Catch Me If You Can; )
Musik : John Williams ( Star Wars; E.T.; Schindlers Liste; Der Soldat James Ryan )
Darsteller : Meryl Streep ( Von Löwen und Lämmern; Die eiserne Lady )…Kay Graham
Tom Hanks ( Philadelphia; Forrest Gump )…Ben Bradlee
Bob Odenkerk ( Breaking Bad; Better Call Saul )…Ben Bagdikian
Sarah Paulson ( ACS : The People vs. O.J. Simpson / American Horror Story )…Tony Bradlee
Tracy Letts ( The Big Short; Lady Bird )…Fritz Beebe
Bradley Whitford ( Transparent; Get Out )… Arthur Parsons
Alison Brie ( Mad Men; The Disaster Artist )…Lally Graham
Bruce Greenwood ( Mad Men; Thirteen Days; Das Spiel )…Robert McNamara
u.v.a.
USA 1971 : Kay Graham leitet nach dem Freitod ihres Mannes seit einigen Jahren die Tageszeitung “The Washington Post“, Zu jener Zeit ist es schwer, sich mit als erste Verlegerin in einer Männerdomäne zu behaupten. Sie wird denn auch hart auf die Probe gestellt, als sie nach einem -als erstes von der “New York Times“ aufgedeckten Politskandal- vor die Entscheidung gestellt wird, weiterhin über diesen zu veröffentlichen, da die “Times“ dies bezüglich von höchster Ebene vorübergehend kalt gestellt wurde, oder die Loyalität gegenüber ihrer Freunde aus politischen Kreisen zu wahren, somit aber ihre Integrität als Zeitungsmacherin aufs Spiel zu setzen droht.
Wie bei allen Rezensionen gilt auch hier: beim Weiterlesen sind kleine Spoiler möglich, aber entscheidende Dinge werden natürlich nicht verraten.
Bei der OSCAR® – Verleihung 2018 ging der Film -trotz zweifacher Nominierung- ( u.a. als Bester Film ) leer aus. Dabei ist Regielegende Steven Spielberg hier ein spannendes, auf Tatsachen beruhendes Politstück geglückt. Sowohl die auf höchster Regierungsebene betreffend, wie auch die heut-zu-Tage verstärkter denn je ins Rampenlicht gerückte Genderpolitik.
Wenn die von Meryl Streep ( zum 21 male OSCAR® nominiert ) wie gewohnt hervorragend dargestellte Kay Graham in den ersten 10 Minuten des Films einen Raum voller Männer betritt, um den baldigen Börsengang ihres Blattes auszuhandeln, so spürt man selbst als männlicher Zuschauer die Anspannung und Verunsicherung der einschüchternden Szenerie; kann sich hervorragend in die Protagonistin hineinversetzen. Dies ist als Ausgangssituation von immenser Bedeutung, und, lässt man sich als Zuschauer darauf ein, eine hervorragende Grundstimmung, in der man aus dem Blickwinkel Grahams das ganze zukünftige Geschehen mittverfolgt und so ihre damalige Misere aus nächster Nähe mit durchlebt.
Somit ist der deutsche Verleihtitel “Die Verlegerin“ auch passend, was aber auch natürlich für den Originaltitel “The Post“ gilt. Denn der Film funktioniert nicht nur als Beobachtung, wie eine zunächst recht eingeschüchterte und vom Schicksal gebeutelte Frau über sich hinaus wächst, sondern auch als investigativer Thriller. In der Tradition von Alan J. Paculas Watergate – Politthriller “Die Unbestechlichen“ ( “All The Presidents Men“ ) aus dem Jahre 1976, oder dem Film “The Secret Man“, dem, letztjährig ins Kino gekommen, das gleiche Thema zugrunde liegt, schafft es Spielberg auf gekonnte Weise, den Zuschauer von der Hatz auf die Quelle des brisanten Materials, welches es zu veröffentlichen gilt, bis hin zum Rattern der Druckerpressen, das noch in den im Gebäude obenliegenden Redaktionsbüros die Schreibtische zum erbeben bringt, ins Geschehen mit einzubeziehen und ihn mit fiebern zu lassen. Nur selten dringt hier, anders als es der Trailer vermuten lässt, etwas Pathos an die Oberfläche. Sowohl Spielberg, als auch sein “Haus- und Hofkomponist“ John Williams -die hierzu in anderen Kollaborationen das ein oder andere Mal neigen- halten sich erfreulich zurück, was beim Thema ‘integerer investigativer Journalismus‘ keineswegs selbstverständlich ist. So manche Filmemacher sind dabei schon übers Ziel hinausgeschossen.
Dies ist aber denn auch nicht bloß der Inszenierung zu verdanken, sondern dem auch -neben und mit Meryl Streep- herausragend agierendem Besetzung. Tom Hanks spielt Chefredakteur Ben Bradlee, angelehnt an dessen Darstellung durch Jason Roberts in bereits erwähntem Klassiker von 1976, äußerst überzeugend und verschmilzt mit seiner Rolle. Bob Odenkirk darf als zeitweise etwas tollpatschiger Journalist Ben Bagdikian jenseits seiner Erfolgsserie “Better Call Saul“ glänzen. Und Bruce Greenwood spiel einmal mehr einen Politiker, dem man allerdings durch sein ambivalentes Spiel auch seine Zerrissenheit, den Skandal rund um die von ihm in Auftrag gegebene Studie über den Vietnam Konflikt betreffend -die durch die Veröffentlichung der damaligen Zeitungen auch als “Pentagon Papers“ bekannt wurden- durchaus abnimmt.
In dritter Instanz entpuppt sich der Film dann auch als kleine Geschichtsstunde, die dem Zuschauer gut zu vermitteln weiß, wie stark sich der Journalismus seinen Platz als Informant und Sprachrohr des Volkes gegen eine Staatsmacht behaupten kann ( und sollte ) und wie wichtig dies nach wie vor ist. So funktioniert er aktuell nicht nur auf der Ebene der Gender-Diskussion, sondern ebenfalls als Plädoyer für das Aufbegehren gegen eine verlogene und zweifelhaft agierende Regierung.
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