Rezension zu
Stephen King’s ES (2017)
Genre : Horror Laufzeit : 135 Min. / FSK : Freigegeben ab 16 Jahren ( uncut )
Regie : Andres Muschietti ( Mama )
Drehbuch : Chase Palmer; Cary Fukunaga ( True Detective / Beasts of No Nation ); Gary Dauberman ( Anabelle 1 & 2 )
basierend auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King ( Misery )
Produzenten: Roy Lee ( Ring – Reihe ); David Katzenberg ( Die Goldbergs ) , Dan Lin ( Sherlock Holmes – Reihe ) ; Barbara Muschietti ( Mama )
für Warner Bros./ New Line Cinema
Kamera: Chung-hoon Chung ( Oldboy )
Make Up: Daniel Carrasco ( Crimson Peak; Sieben Minuten nach Mitternacht )
Darsteller:
Jaeden Lieberher ( Mad Men; Midnight Special )… Bill Denbrough
Jeremy Ray Taylor ( Ant – Man )…Ben Hanscom
Sophia Lillis … Beverly March
Finn Wolfhard ( Supernatural; Stranger Things )…Richie Tozier
Chosen Jacobs ( Hawaii Five-0 )…Mike Hanlon
Jack Dylan Grazer ( Tales Of Halloween )…Eddie Kaspbrak
Wyatt Olef ( Guardians Of The Galaxy Vol. 1 & 2 )…Stanley Uris
Bill Skarsgård ( Hemlock Grove; Atomic Blonde )…Pennywise
u.v.a.
Die ( fiktive ) Kleinstadt Derry / Maine Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts : Bill Denbrough schließt, nach einigen Einschüchterungen und Auseinandersetzungen Seitens der Schlägertruppe der Stadt Freundschaft mit sechs ebenso gepeinigten und unterdrückten Kindern aus seinem Mikrokosmos.
Zusammen stellen sie den ‘Club der Verlierer‘, der sich jedoch mutig zusammenschließt, als in ihrer unmittelbaren Umgebung ständig andere Kinder, darunter auch Bills jüngerer Bruder Georgie, auf seltsame Weise verschwinden…
Wie bei allen Rezensionen gilt auch hier: beim Weiterlesen sind kleine Spoiler möglich, aber entscheidende Dinge werden natürlich nicht verraten.
Diese sieben kämpfen nun geschlossen gegen das, in einem Zyklus von 27 Jahren wiederkehrende ultimative Böse – von ihnen “Es“ genannt, überwiegend erscheinend in der Gestalt des furchteinflößenden Clowns Pennywise, welcher jedoch auch die Form einer individuellen Urangst eines einzelnen annehmen kann, um so die Oberhand zu gewinnen und die Gruppe der minderjährigen Gegner auseinander zu bringen, jedwede Verteidigungsmöglichkeit zu nehmen, um sie so einen nach dem anderen durch ihre Angst in den Abgrund zu ziehen.
“Wir alle fliegen hier unten…“
Nachdem sich 1990, also vor 27 Jahren (!), John Carpenter’s bewährter Regieassistent Tommy Lee Wallace der Mamutaufgabe annahm, die TV -Verfilmung des 1987 erschienenen über 1200 Seiten starken Stephen King Opus umzusetzen, an den Konventionen und Spezialeffekten der damaligen TV-Landschaft jedoch an seine Grenzen stieß, machte sich nun “Mama“ – Regisseur Andres Muschietti daran, dem spannenden Stoff eine ( deutlich höher budgetierte ) Kino – Frischzellenkur zu verpassen.
Genug Stoff um die Coulrophobie ( die Angst vor Clowns ) durch Bill Skarsgards Spiel um ein vielfaches zu schüren ist hier jedenfalls vorhanden. Und auch einige andere Ängste der jugendlichen “Bande“ werden mal etwas holprig, dann wieder kongenial umgesetzt. Muschietti gelingt das Kunststück, die Handlung vom romanursprünglichen 50er Jahre Setting in die späten 80er Jahre zu übertragen, ohne dies mit Zeitkolorit-Mätzchen, wie überbordenden Popsong Einsätzen oder schriller Kleidung zu übertreiben und kleine zeitgemäße Akzente, wie z. Bsp. einem Diaprojektor statt einem Fotoalbum zu setzen.
Diese Projektions-Szene gehört dann auch zu den starken und beklemmenden des Films der es schafft, in all seinen Horrorszenen gekonnt zwischen Spannung und Schreckmomenten sämtliche Tonarten der Horrorfilm-Klaviatur zu spielen.
Die eigentliche Stärke liegt aber in der Konstellation der Figuren und dem Zusammenspiel der jungen Nachwuchsakteure, denen man anmerkt, das sie vor den eigentlichen Dreharbeiten einige Ausflüge gemacht und Zeit miteinander verbracht haben, um ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Allesamt äußerst überzeugend, sticht hierbei Sophia Lillis in ihrer Darstellung der jungen Beverly March besonders heraus. Mal zart-verletzlich, dann wieder klug und tough.
Einige Wermutstropfen gibt es dennoch zu benennen. So wirkt der Film, gerade was das Umfeld der jungen Charaktere angeht, etwas zu unausgegoren. Mal wird dies umfangreich ausgeleuchtet, bei anderen wiederum nur angedeutet oder überhaupt nicht erwähnt. Bei sieben im Roman gleich wichtigen Figuren wirkt dies etwas befremdlich. Auch einige Details, die dort ebenfalls mittel bis stark von Bedeutung sind, wie z. Bsp. Bills Fahrrad “Silver“, welchem im September 2019 erscheinenden 2. Kapitel der Geschichte noch eine größere Rolle zu Teil werden wird, seinem stottern beeinflussenden Übungsspruch, den er immer vor sich her sagt, der aber nicht wirklich an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Die Paul Bunyan-Statue vor dem Rathausplatz, welcher eigentlich noch eine bedrohlichere Komponente inne wohnt. Diese und andere Details werden als “Fanservice“ zwar angedeutet, aber nie richtig ausgespielt, was bei einem kundigen Leser des Buches doch einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlassen dürfte.
Des Weiteren hetzt der Film, trotz seiner vorteilhaften Länge von 135 Min. einige Male von Ereignis zu Ereignis, was eventuell durch den vom Regisseur bereits angekündigten 15 Min. längeren Extended Cut, der Anfang des kommenden Jahres bereits auf DVD / Blu-Ray erscheint, ausgeglichen wird.
Trotz einiger Kritikpunkte gehört der Film ob seiner Spannung, Schauwerte, Atmosphäre und darstellerischen Leistungen zu den besten King-Verfilmungen seit langem und in die Top 10 king‘scher Buchverfilmungen überhaupt. Dies unterstreicht auch der immense Kassenerfolg des Films weltweit, so das durch ihn nach Jahrzehnten William Friedkinds “Der Exorzist“ als (inflationsbereinigt) kommerziell erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten vom Thron gestoßen werden konnte.
Stephan Peter Heuer (sph)
Sträter/Bender/Streberg – Interessanter Podcast zu Stephen King – Verfilmungen: https://www.youtube.com/watch?v=V55ko7sVOYg
Rocket Beans TV – Podcast – Special zu ES ( mit Gästen ) : https://www.youtube.com/watch?v=c5y96uJ3PS4&list=PLoIq31SDkgcz25e3n_Rhl_LoEkyVxC2FB&index=12&t=26s
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