Rezension zu
Der Nebel / The Mist
Distribution in Deutschland Senator Entertainment
bestellen bei Amazon (Version mit 1 DVD)
In einem kleinen Dorf, an dessen Rand sich eine geheimnisvolle Militärbasis befindet, breitet sich nach einem Sturm plötzlich ein dichter, grauer Nebel aus, aus dem blutrünstige Rieseinsekten kommen, die es auf die Menschen abgesehen haben. Den schrecklichen Tod vor Augen, zeigen die Menschen plötzlich ihre wahren Gesichter. Der Film zeigt den Überlebenskampf einer klassischen Kleinstadtfamilie, die sich dagegen wehrt, der Macht von todbringenden Monstern ausgeliefert zu sein. Obwohl die Horrorszenen viel Grauen und weit und breit spritzenden Schleim und Blut zeigen, behält Darabont immer noch genug Platz, um den Charakteren eine Tiefe zu geben und den Zuschauer mit der Sympathie an sie zu binden. Erst dann gelingt es nämlich, uns wirklich mitzittern und mitfiebern zu lassen…
- Darsteller: Thomas Jane, Marcia Gay Harden, Laurie Holden, Toby Jones, Jeffrey DeMunn
- Komponist: Mark Isham
- Format: PAL
- Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
- Untertitel: Deutsch
- Region: Region 2
- Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
- Anzahl Disks: 3
- FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
- Studio: Universum Film GmbH
- Erscheinungstermin: 4. August 2008
- Produktionsjahr: 2007
- Spieldauer: 121 Minuten
Die 3-Disc Limited Collector’s Edition von Frank Darabonts Film Der Nebel (der Verfilmung von Stephen Kings gleichnamiger Novelle) wartet mit einigen Extras auf.
Bereits die Aufmachung kann sich sehen lassen: Die 3 DVDs sind in einer aufklappbaren Hülle, die wiederum in einer Box steckt, deren Cover ein Hologramm ist. Eine beigelegte Postkarte mit Der Nebel-Motiv und das Filmposter runden das Päckchen ab. Folgendes haben die einzelnen DVDs zu bieten:
DVD 1
DVD 1 enthält die Original-Kinofassung (in Farbe) mit Dolby Digital 5.1 für die deutsche und englische Version, sowie die DTS 5.1 Version für Deutsch. Der Film ist nur auf Deutsch untertitelt.
DVD 2
Hier finden Fans die vom Regisseur favorisierte Schwarzweiß-Version („Director’s Choice“) mit auswählbarem (und untertiteltem) Audiokommentar von Frank Darabont. In seinem Vorwort dazu meint Darabont, dass er diese Version deshalb bevorzugt, weil sie der Atmosphäre der Novelle näherkommt und weil man als Zuschauer bei Schwarzweißfilmen gefühlsmäßig ohnehin davon ausgeht, etwas Nicht-Reales präsentiert zu bekommen, sodass man die Monster leichter akzeptiert. Es ist aufschlussreich, dass King selbst die Geschichte eher in schwarzweiß sieht, wie er bereits 1985 in seinen Anmerkungen zur Sammlung Blut schrieb:
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Mir gefiel das unbekümmert Triviale der Geschichte – Sie sollten sie in Schwarzweiß sehen, den Arm um die Schulter ihres Mädchens (oder ihres Liebhabers) gelegt, und einem großen Lautsprecher am Fenster. |
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—Blut, Heyne-TB, Seite 692 |
Besonders interessant ist, dass Darabont in seinem Audiokommentar (der auch die Existenz der Figur Wayne Jessup erklärt) darauf hinweist, dass auch das viel diskutierte Überraschungsende des Films nicht von ihm, sondern indirekt tatsächlich von Stephen King selbst stammt. Als Darabont King sein Skript gab, meinte King, dieses Ende hätte er selbst gerne geschrieben, woraufhin Darabont meinte, dass er das tat, denn gegen Ende heißt es in der Novelle:
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Ich prüfte die Pistole und legte sie ins Handschuhfach. Ollie hatte sie nach der Expedition in die Apotheke wieder geladen. (…) Er hatte auf Mrs. Carmody geschossen, er hatte einmal auf die Kreatur mit den Scheren geschossen, und ein Schuss hatte sich beim Aufprall auf den Boden von selbst gelöst. Wir waren vier Personen im Auto, aber wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, werde ich für mich selbst auch einen anderen Ausweg finden. |
DVD 3
Dies ist die DVD mit den Extras:
Entfallene Szenen
Darabont präsentiert acht entfallene Szenen mit Audiokommentar:
- Szene 1: David Drayton verabschiedet sich von seiner Frau.
- Szene 2: Nach Norms Tod fiel eine längere Diskussion darüber weg, was sie den Leuten im Supermarkt erzählen sollten.
- Szene 3: Mrs. Carmodys erste Predigt.
- Szene 4: Mrs Carmodys Gebet auf der Toilette wurde um die Hälfte gekürzt.
- Szene 5: Brent Nortons Plädoyer für die Vernunft schaffte es auch nur zur Hälfte in den Film.
- Szene 6: David spricht mit Hattie Turman, was ihrem Charakter mehr Tiefe verleiht; die Tatsache, dass sie Todesängste aussteht, macht ihren anschließenden Selbstmord verständlicher.
- Szene 7: Myron LaFleur streitet sich mit Jim Grondin.
- Szene 8: Der von Darabont hinzuerfundene Wayne Jessup wird von David befragt.
Making of
Das Making of besteht aus mehreren Teilen:
- „Webisodes“: In drei Episoden gibt Darabont Einblick in den Alltag am Set: Gezeigt werden das Erdbeben, der Stunt mit dem brennenden Mann, sowie die Spray-Attacke auf das Spinnenwesen (letztere Webisode wurde bereits vor dem Filmstart im Internet veröffentlicht).
- Special Effects: Die Szene 35 (der Angriff der Flugmonster auf den Supermarkt), die Monster an sich und die Visual Effects (vor allem die Kreation des Nebels selbst) werden ausführlich beleuchtet.
- Drew Struzan: Der Künstler, der das Plakat entwarf, wird kurz honoriert.
Trailer
Es werden verschiedene Trailer von Der Nebel angeboten.
Handlung:
In einem kleinen Dorf, an dessen Rand sich eine geheimnisvolle Militärbasis befindet, breitet sich nach einem Sturm plötzlich ein dichter, grauer Nebel aus, aus dem blutrünstige Rieseninsekten kommen, die es auf die Menschen abgesehen haben. Den schrecklichen Tod vor Augen, zeigen die Menschen plötzlich ihre wahren Gesichter. Der Film zeigt den Überlebenskampf einer klassischen Kleinstadtfamilie, die sich dagegen wehrt, der Macht von todbringenden Monstern ausgeliefert zu sein. Obwohl die Horrorszenen viel Grauen und weit und breit spritzenden Schleim und Blut zeigen, behält Darabont immer noch genug Platz, um den Charakteren eine Tiefe zu geben und den Zuschauer mit der Sympathie an sie zu binden. Erst dann gelingt es nämlich, uns wirklich mitzittern und mitfiebern zu lassen…
Wissenswertes:
- Frank Darabont plante schon seit Jahren, dieses Projekt zu realisieren. Im März 2003 hoffte er, dass er das Drehbuch bis Ende des gleichen Jahres schreiben könne, ein Jahr später gab es Gerüchte, The Mist würde in schwarz-weiß gedreht. Dies war tatsächlich Darabonts Wunsch; er konnte dies jedoch nicht durchsetzen, hat aber auf der Collector’s DVD eine Schwarzweiß-Version des Films veröffentlicht, die er als Director’s Cut ansieht.
- Es gab bereits seit 1989 ein Drehbuch für eine mögliche Verfilmung. Aus unbekannten Gründen wurde das damalige Skript von Dennis Etchinson jedoch nie umgesetzt. Schlussendlich begannen die Dreharbeiten im Februar 2007.
- Befragungen von Fans ergaben (wie im Audiokommentar zu hören), dass sie vor allem eine Szene im Film haben wollten, nämlich die, als am Ende ein gewaltiges Monstrum über das Auto der Draytons hinwegstapft, ein Ungeheuer, das so riesig ist, dass man im Nebel nicht einmal seinen Bauch sehen kann. Mit Hilfe des King-Fans bekannten Künstlers Bernie Wrightson entwarf Darabont allerdings ein Wesen, das im Film ganz zu sehen ist.
- Das Ende des Films weicht von dem der Vorlage ab, doch King zeigte sich sehr zufrieden: ‚Es [das Ende] ist so beunruhigend, dass jahrelang kein Studio etwas mit dem Film zu tun haben wollte. Das Ende ist ein Schock – wham! – es ist Angst einflößend. Aber Leute, die sich einen Horrorfilm ansehen wollen, wollen nicht unbedingt mit einem aufgesetzten Happy End abserviert werden.‘
- In Die Arena vergleicht ein Internet-User das, was da in Chester’s Mill abgeht, als ein fehlgeschlagenes Experiment wie in dem Film The Mist.
- King bezeichnet den Film in seinem Vorwort zur Neuauflage von Danse Macabre (2010) als einen der besten Horrorfilme der letzten 15 Jahre und beglückwünscht Darabont zu seiner kompromisslosen Entscheidung, den Schluss nicht zu ändern.
Die wichtigsten Unterschiede zur Novelle
Hier eine kleine Auswahl:
- Im Film spielen die Ereignisse in Castle Rock, wie der Name einer Tageszeitung klar macht; in der Novelle ist es Bridgton.
- Der Biss der „Insekten“, die in den Supermarkt eindringen können, verläuft tödlich.
- Die Rolle der Soldaten wurde stark ausgebaut – einer von ihnen hat eine Liebelei mit Sally, der Kassiererin des Supermarkts. Sein Name ist Wayne Jessup; er kommt in der Novelle nicht vor. Er bestätigt, dass das Arrowhead Project tatsächlich ein Loch in die Dimensionen gerissen hat und wird als Menschenopfer vor die Tür verbannt.
- Der Schluss wurde von Darabont komplett umgeschrieben. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte sich den Spaß nicht verderben.
Rezension:
Es ist der 14. Januar und wie jeden Montag ist Sneak-Preview angesagt. Nach einer geheimnisvollen Ankündigung vorangegangener Woche standen die Chancen auf Frank Darabonts Verfilmung von Kings Der Nebel sehr gut und jeder der diesen Tipp abgegeben hat, wurde nicht enttäuscht. Vor allen anderen wurde uns die deutsche Fassung von Der Nebel (orig. The Mist) gezeigt.
Was soll man von einem Regisseur erwarten, der mit Die Verurteilten und The Green Mile riesige Erfolge feierte (Die Verurteilten ist unter den Top-Fünf der bestbewertesten Filme bei imdb.com, The Green Mile ist der kommerziell erfolgreichste Film nach einer Stephen-King-Vorlage)? Alles, und zugleich recht wenig, weiß man doch als Kingfan um die literarische Vorlage.
Eines vorweg: Die Verfilmung ist zum Glück nicht hundertprozentig nachempfunden. Es gibt zum Teil kleinere und ein paar wenige größere Abweichung. Doch im Gegensatz zu mancher Verfilmung von Kurzgeschichten, bleibt Darabont (der als Drehbuchautor und Regisseur fungierte) bei der Kernaussage. Die Monster sind nicht das Schlimmste. Sie mögen blutrünstig sein, sie mögen Menschen auf grausame Art umbringen. Dennoch verhält sich der Mensch, fehlt es ihm an Sicherheit und Geborgenheit, ebenso grausam und gemeingefährlich.
Marcia Gay Harden in der Rolle der Mrs. Carmody zeigt uns, wie man eine Horde verängstigter Menschen um sich und gegen andere aufbringen kann. Sie ist klasse. Zuerst mag der Zuschauer über ihre Sprüche lachen oder von ihnen genervt sein (ganz wie die anderen Gefangenen im Supermarkt), doch beginnt man nicht ein wenig zu zweifeln, wenn eines der Wesen aus dem Nebel auf ihr entlang kriecht, kurz davor ist sie zu stechen (und ihr damit den sicheren Tod zu bringen) und dennoch – beinahe wie von einer höheren Macht gelenkt – von ihr abweicht? Fühlt man nicht mit ihren Anhängern, die sich in einer Zeit großer Angst (und ohne die bereits erwähnte Geborgenheit) an jemanden orientieren wollen? Darabont schafft es, nachdenklich zu stimmen, zu überlegen, wie es wäre, seinen eigenen Sohn beschützen zu müssen, sich gegen eine Horde aufgebrachter Menschen zur Wehr setzen zu müssen.
Und, Darabont schafft es, Grauen zu verbreiten. Das, wofür wir die Verfilmung von Kings Novelle erwartet haben. Er zeigt uns die Kreaturen, die riesigen, gefährligen Tentakeln, die tödlichen Moskitoartigen, und er zeigt uns auch eine Menge an Blut. Nicht, wie bei Die Veurteilten nur eine blutige Nase, sondern einiges, was bei zartbesaiteten Nerven nicht gut ankommen dürfte. Zu Recht gab es in Nordamerika R-Rated, und bei uns eine FSK-18 Freigabe.
Es sind nur kleinere Sachen, die dafür sorgen, dass an dieser Stelle keine fünf Punkte vergeben wurden. Es fehlt mir an einigen Stellen an Glaubwürdigkeit, die es aber schon in der Novelle nicht gab. Frances Sternhagen (in der Rolle der Lehrerin Irene) spielt eine fabelhafte Rolle, verkommt aber ein wenig zu einer Spaßfigur. Auch die Effekte sind zwar sehr gut eingesetzt. Aber sind wir doch mal ehrlich: Wenn ein riesiger Fangarm von mehreren Metern Länge und gut einem Meter Durchmesser beschließt irgendwo hineinzukommen, kann ihn dann ein elektrisches Tor, dass nicht gerade vertrauenserweckend ist, davon abhalten, sich zu holen, was es will? Aus diesen Gründen, ein Abzug, der den Film aber dennoch in die obere Klasse der King-Filme katapultieren sollte. Nur sehr selten hat man wahrscheinlich einen echten Horrorfilm gesehen, der sehr intelligent Schrecken verbreitet.
Zum Ende über eben jenes. Man kann viel lesen. Vom erschreckendsten und überraschendsten Ende der Filmgeschichte, von einem Meisterwerk Darabonts, von einer schluderigen Leistung. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Darabont hätte aufhören können, als Thomas Jane (in der Rolle des David Drayton) mit seinem Sohn Billy und den anderen Drei endlich im Auto sind und einen Weg suchen. Ganz wie King es getan hat. Darabont geht einen Schritt weiter. In meinen Augen einen, der Kings Ende seines Dark-Tower-Zyklus gleicht. Hat man ihn nicht gesehen, hält man es vor Spannung kaum aus. Hat man ihn gesehen, ist eine der ersten Reaktionen eventuell Enttäuschung auf den Macher. Jetzt, ein wenig später, bin ich der Meinung: Wie sonst? Ein mutiges Ende. Wer es sich ohne den Film vorher ansieht oder in einer Quelle durchliest, verdirbt sich den Spaß am Film.
Copyright der Rezension by Andreas Hesse für www.kingwiki.de
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