Das Betreten des Dunklen Turms
Rezension zur nie ausgestrahlte Serie zum Dark Tower
Review des Dark Tower Pilotfilms
von Hans von Wirth
exklusiv für www.Stephen-King.de
Wir, die sich mit den Werken Stephen Kings beschäftigen, wissen, wie begehrt Kings Werke in Hollywood sind. So auch die Saga um Der Dunkle Turm, die in ihrer Komplexität selbst solch imposante Werke wie The Stand und Es in den Schatten stellt, sie wahrhaft überragt.
Ich hatte das Glück, den Pilotfilm der nicht produzierten Serie, den Amazon in Auftrag gab, anzusehen und möchte nun versuchen, dies für euch zusammenzufassen.
Der Titel
Zunächst einmal der ursprüngliche Verlauf: Es waren zunächst Kinofilme geplant, mit ergänzenden TV-Serienstaffeln, was nach dem leider nicht besonders erfolgreichen Film von 2017 verworfen wurde. Dann wurde vereinbart, dass Glen Mazzara (u.a. ausführender Produzent bei The Shield – Gesetz der Gewalt, Showrunner bei Damien und der zweiten und dritten Staffel von The Walking Dead) mit der Serie ganz neu beginnen sollte, und das tat er auf wirklich beeindruckende Weise.
Der uns allen bekannte erste Satz aus Schwarz
Zu Beginn sehen wir eine Schrifttafel mit dem uns nur allzu bekannten ersten Satz aus Schwarz: „The man in black fled across the desert and the gunslinger followed“. Er dürfte diejenigen überraschen, die wissen, dass hier die Geschichte von Glas, dem vierten Band der Reihe, erzählt wird. Mit einem überaus cleveren Dreh beginnt aber hier schon Rolands Verfolgung des Mannes in Schwarz, sodass man die Geschichte wieder erfährt und dann doch, vor allem getragen durch die Charaktere, eine neue, intensive Reise beginnt. Diese atmosphärisch dichte und packende Erzählweise begleitet den Zuschauer die ganzen knapp 58 Minuten lang.
Sam Strike als Roland Deschain
Wir begleiten Roland, verkörpert durch den jungen Schauspieler Sam Strike, der einsam durch die Wüste reist. Man bemerkt bei seinem Spiel durch Gesten und Blicke, welch ein Mann Roland einmal sein wird.
Wir sehen danach eine Szene mit Abel Vannay, gespielt von Daniel Fathers, und Elaine Cassidy, die der Figur von Gabrielle Deschain weit mehr Tiefe verleiht als wir es aus den Büchern kennen. Im Anschluss sehen wir zum ersten Mal Steven Deschain (der großartige Jerome Flynn) und erfahren, dass das Land durch Krieg zerstört und viel Leid durch Farson verursacht wurde. Es gibt einige sehr bekannte Begrüßungsformeln und Begriffe, die die Fans bereits hier erfreut aufhorchen lassen.
Jerome Flynn als Steven Deschain, Eaine Cassidy als Gabrielle Deschain
Foto von http://www.traceywells.com/portfolio/the-dark-tower
Roland, schon eine Zeit lang halluzinierend, fiel nach der Begegnung mit einem Taheen (!) aufgrund von Dehydration in Ohnmacht und wird von einem Mann namens Brown auf dessen Karren aufgelesen. In dessen Unterschlupf gebracht teilt Brown Roland mit, was er hören möchte: Marten war vor einigen Tagen dort und ist nun auf dem Weg nach Hambry. Fein eingesetzte Musik (von Bear McCreary komponiert) und eine Andeutung von Martens Präsenz erhöhen noch einmal die Spannung. Lobend muss hier außerdem einmal das Set-Design erwähnt werden.
Nach einer kurzen Szene, in der Steven Deschain und seine Frau Gabrielle einen Disput haben, geht es weiter mit Rolands Freunden, die nach einer tollen Reitszene bei Browns Hütte eintreffen.
Wir treffen auf Susan Delgado (eine bezaubernde und toll spielende Joana Ribeiro), die sich der erniedrigenden Ehrbarkeitsprüfung unterzieht, die die unheimliche und scheinbar so gut wie blinde Rhea von Cöos (ebenfalls brillant: Shobu Kapoor) an ihr vornimmt. Ein rosa Licht erleuchtet die Szene, Für jene, die mit der Geschichte bekannt sind natürlich ein Hinweis auf die Glaskugel die im späteren Verlauf noch eine wesentliche Rolle spielt.
Auf dem Rückweg begegnen sich Roland / „Will Dearborn“ und Susan das erste Mal. Beide Schauspieler harmonieren wunderbar in den Rollen und es kommt auch etwas Romantik auf, denn beide betrachten den Nachthimmel mit dem Kissing Moon und betreten dann die Stadt Hambry, wo wir einen kurzen Blick auf Marten erhaschen, als das Fest des Kissing Moon beginnt.
Während Roland nach einer Unterkunft sucht, bringt Susan dem Bürgermeister von Hambry, Hart Thorin, die Bestätigung ihrer Reinheit.
Shobu Kapoor als Rhea
Nachdem er dem jungen Sheemie (Daniel Laurie) im Traveller’s Rest, zum schmerzvollen Unmut des Sargjägers Clay Reynolds (ein guter, sehr körperlich spielender Aaron Heffernan), half, trifft Roland wieder auf sein Ka-tet, seine Freunde, die ihm seit Wochen auf der Spur waren und stehen ihm gegen die Sargjäger zur Seite.
Kurz darauf mischen sie sich unter die feiernden Dorfbewohner und Susan nutzt die Gelegenheit mit Roland statt dem Bürgermeister zu tanzen, was Letzterem offensichtlich nicht gefällt. Ivan Kaye ist in der kurzen Szene der absolut glaubhafte nach Susan gierende Fiesling, dank seines überzeugenden Mienenspiels.
Mayor Thorin (Ivan Kaye) ist sehr glücklich – und wie man sieht sehr lüstern.
Während des Tanzes halten Roland und Susan kurz inne und die aufkeimenden Gefühle zwischen beiden sind fast greifbar.
Eldred Jonas (der beliebte Bösewicht-Darsteller Michael Rooker) erfährt von dem Vorfall mit Clay und er und seine Sargjäger suchen Roland und dessen Freunde. Als Roland in einer Actionsequenz dem Mann in Schwarz folgt, spielt Marten mit Roland und es wird der spätere Tod von Gabrielle Deschain angedeutet.
Zuletzt sagt Marten, der zu flimmern scheint, was womöglich ebenso eine Illusion wie zuvor Gabrielles Tod ist, dass Roland „jeden töten wird den er liebt“ bevor das Bild ins Schwarze übergeht.
Beeindruckend bedrohlich: Jasper Pääkkönen als Marten
Rundum kann ich sagen, dass ich zwar erwartet habe, dass die Pilotfolge gut wird, aber bei Weitem nicht mit einer solchen Intensität gerechnet habe, wie sie hier präsentiert wird. Sie nahm mich mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die mich bis ins Mark erschüttert hat. Die Darsteller, das Set-Design, die Kostüme, die Requisiten, alles ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail und Achtung vor der Vorlage gestaltet, sodass ich es noch viel weniger fassen kann, dass Amazon Studios dieses Projekt nicht fortsetzte, oder zumindest eine Staffel produzierte. Nicht zu vergessen die Musik! Bear McCreary hat einen wundervollen Job gemacht. Der Charyou Song spielte noch in meinem Kopf als ich schon dieses Review schrieb. Die Version von Requiem for a Dying Song (im Original von Flogging Molly) das während Roland’s und Susan’s Tanzszene gespielt wurde hat mich mitten ins Herz getroffen. Ich bin auch Fan von Flogging Molly und werde beim anhören des Liedes immer diese wunderbare Szene in Erinnerung behalten.
Dies ist all das und mehr, was die Fans, die die Buchreihe so sehr begeistert, verdient hätten.
Denn wenn dieser Pilotfilm eines belegt ist es, dass die Reihe nicht unverfilmbar ist. Man benötigt nur Hingabe, Mut und Respekt vor der Vorlage. Und leider aber auch das richtige Studio.
Zum Schluss möchte ich noch etwas betonen, das mich persönlich wahnsinnig begeistert und auch bewegt hat, nämlich die Integration von körperbehinderten Schauspielern. Der Schauspieler Daniel Laurie als Sheemie hat Trisomie 21 und Shannon Murray, die kurz als Olive Thorin zu sehen ist, ist Rollstuhlfahrerin, wie auch ich einer bin. Ich fand es toll, dass dies berücksichtigt wurde, denn die Welt ist bunt, und das sollte man in Filmen und im Fernsehen auch viel häufiger sehen.
Daniel Laurie als Sheemie Ruiz, Shannon Murray als Olive Thorin
Vor kurzem erschien ein Drehbuch zu Das schwarze Haus in einer kleine Auflage. Ich hoffe das wir eines Tages in der Lage sein werden zu lesen, was Glen Mazzara bisher für die Serie komplettiert hat. Soweit ich weiß, hat er die Drehbücher bis Episode 7 fertig. Ausgehend von dem was ich nun weiß kann es nur gut sein, und es würde sicherlich die gleiche Veröffentlichung verdienen.
Um es in der Sprache Mittwelts zu sagen:
Glen Mazzara hörte mit diesem Pilot die Stimme von Gan.
Er vergaß nicht das Gesicht seines Vaters.
Wenn Roland wüsste, was Glen Mazzara hier geschaffen hat, würde er am Fuß des dunklen Turms dessen Namen rufen.
Sage euch meinen Dank.
Hans von Wirth
April 2021 exklusiv für www.stephen-king.de
Entering the Dark Tower
Review of the unaired Dark Tower Pilot
by Hans von Wirth
exclusively for www.stephen-king.de
We, who are interested in works by Stephen King also know how desired his books are in Hollywood. As is The Dark Tower Saga, casting even a larger Shadow than such impressive works like The Stand or IT.
I was lucky enough to see the pilot of the TV Series that Amazon ordered, and I want to summarize it for you.
The Title
First, the development of it was this: Originally it was planned to produce theatrical films acompanied with TV Series. However, after the film of 2017 was not that successful, plans were changed and Glen Mazzara (mostly known for being associate producer of The Shield, showrunner of Damien and also for 2nd and 3rd season of The Walking Dead) was told to start from scratch. And that he did in an impressive way.
The well-known first sentence from The Gunslinger.
At the beginning, we see the very well known first sentence from The Gunslinger: „The man in black fled across the desert and the gunslinger followed“ which should be a surprise for those who know that we will see how the story of Book 4 unfolds, Wizard & Glass. Using a clever twist Roland’s hunt fort the man in black starts here already. We begin the story here but yet we get -especially due to the characters – a totally new journey. An atmospheric and gripping way of storytelling accompanies he viewer the whole length of about 58 minutes.
Sam Strike as Roland Deschain
We got Roland, played by young actor Sam Strike, who rides through the desert, all on his own. Due to his gestures and looks we get a glimpse of the man Roland will be.
After that, we witness Abel Vannay, played by Daniel Fathers meeting with Gabrielle Deschain played by Elaine Cassidy who delivers far more depth to the character as we knew from the books. A scene follows where we are introduced to Steven Deschain, embodied by the fantastic Jerome Flynn, and we learn that the country has been destroyed by war and that Farson has caused a lot of sorrow for the people.
Fans might be pleased to hear that there are a few very familiar greetings already.
Jerome Flynn and Elaine Cassidy as Steven and Gabrielle Deschain.
photo from http://www.traceywells.com/portfolio/the-dark-tower
Roland, already hallucinating for a while, fell off the horse after an encounter with a Taheen (!) and he wakes up being carried on a coach by a man named Brown. Brought to Brown’s place, Brown tells Roland what he is desperate to know: Marten passed through a couple of days ago and is now on his way to Hambry. Nicely used music (composed by Bear McCreary) increase the tension as Brown is possessed by Marten, who makes Brown burn his own hand and Roland wants to help Brown, but then, Brown and Roland fight, during which Brown shoots himself with Roland’s gun. Kudos to the set designers, the place looked fantastic.
After a short scene in which we see Steven Deschain and his wife Gabrielle arguing, we see Roland’s friends, who arrive at Brown’s place after a great riding scene.
Then we meet Susan Delgado for the first time (Joana Ribeiro, beautiful and a great actress), who has to endure a humiliating test if she has been with a man or if she’s still pure, performed by the scary and mostly blind Rhea of Cöos (also brilliant: Shobu Kapoor). A pink light emitting from one area of Rhea’s den indicates for those who are familiar with the story, the location of pink orb that would be an important item later on.
On her way back into town, Susan meets Roland, or as he calls himself, “Will Dearborn”, for the first time. Both actors are performing very well here, the beautiful night sky and the moon create a quite romantic setting and both decide to walk to Hambry together. There, we have a quick look at Marten as the festival of the Kissing moon begins.
While Roland is looking for a place to stay, Susan meets the Mayor of Hambry Hart Thorin to had him the note Rhea gave her to approve that she’s pure.
Shobu Kapoor as Rhea
After he helped the young boy Sheemie (Daniel Laurie) inside the Traveller’s Rest, much to painful dismay for Clay Reynolds (Aaron Heffernan), Roland meets his friends, his Ka-tet, who have been following him for weeks and stand by his side against Reynolds and the Coffinhunters.
Following these events, Roland joins the townsfolk and Susan takes her chance to dance with Roland instead of the Mayor, and the Mayor is very unhappy about that. Ivan Kaye is absolutely believable in this fast scene, a bad guy as we could have hoped for, his face does tell it all. Seeing him how he is in lust for Susan is very close like I imagined it in the books.
Hambry’s Mayor (Ivan Kaye) is very happy, and obviously lascivious
There is a very sweet moment between Roland and Susan where they stop during the dance and just look at each other in the eye and it visualizes the upcoming feelings for each other.
Appearance of Eldred Jonas, (much beloved for being a bad guy: Michael Rooker) who learns about what happened between Clay and he, Clay, Roy Depape (Simon Wan) and his henchmen try to find the gunslingers. This Hunt for the Ka-Tet leads to Roland separating from everyone hunting down Marten. But Marten plays with Roland and a vision indicates the death of his mother, resulting in Marten, who is there but not really, like he is glimmering, telling Roland will “kill everyone he loves”, before the screen fades to black.
Impressive menacing: Jasper Pääkkönen as Marten
In total, I can honestly say I already expected to be well-entertained when watching this Pilot, but had never dreamed to be pulled in with such intensity that is presented here. It took me on a emotional roller coaster that shook me to the core. The cast, the set design, The costumes, the props, how Gilead and Hambry looked – all that has been created with such great care for detail I can not understand for one second why this was not turned into at least one season by Amazon Studios. And god, lets not forget the music! Bear McCreary did a wonderful job. The Charyou song played in my mind even when I was already writing this review. And the Version of Requiem for a Dying Song (original by Flogging Molly) played during the Dance of Roland and Susan hit me right in the heart. I am also a fan of Flogging Molly and will always listen to that song keeping in mind this wonderful scene. To make it short: the pilot episode got everything that the fans of the books would have loved and deserved.
It is an example what dedication, courage and respect for the source material. But sadly, a studio is also needed. One thing is for sure: This pilot proves that the story can be adapted, it just needs the right man for the job.
Lastly, I want to point out something that’s very dear to me personally and that is the inclusive cast. People of color, hispanic, and people of asian origin, even more means to me that handicapped actors are included too. Daniel Laurie as Sheemie has trisomy 21 and Shannon Murray who can be briefly seen as Olive Thorin, the Mayor’s wife, is an actual user of a wheelchair, just as I am.
I am so glad that was so inclusive cos the world is as colorful as it is, and that is often ignored, but I hope it will be common in TV series and movies.
Montage: Daniel Laurie as Sheemie Ruiz, Shannon Murray as Olive Thorin
Recently, a screenplay for an adaption The Black House has been released in a limited print run. I do hope that one day, we will be able to read what Glen Mazzara has finished so far for the Series. From what I know, he has finished screenplays until Episode 7. Judging from what I know now, It only can be good, and surely would totally deserve the same treatment.
I told you all this now, but I think Mid-world’s high speech needs to be used:
With this Pilot, Glen Mazzara listened to the voice of Gan.
He did not forget the face of his father.
If Roland would know what Glen Mazzara did here, he would shout Glen’s name when reaching the tower.
Say thankya
Hans von Wirth
April 2021, exclusively for www.stephen-king.de
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